Kommentar Strompreise: Die Konkurrenz schläft nicht
Der Großteil der Strompreiserhöhungen geht nicht auf den Ausbau der erneuerbaren Energien zurück, sondern liegt in der Marktmacht der großen Energiekonzerne begründet.
D as Gesetz zur Förderung der Erneuerbaren Energien (EEG) ist ein Erfolgsmodell, das in vielen anderen Ländern Nachahmung gefunden hat. Sein Prinzip: Der Staat garantiert den Erzeugern von Strom aus regenerativen Quellen wie Wind oder Sonne einen bestimmten Preis, und die dadurch verursachten Mehrkosten werden auf alle Verbraucher umgelegt.
Aber jetzt, wo sich der EEG-Erfolg zeigt und immer mehr Photovoltaik- und Windkraftanlagen installiert werden, bekommen viele konventionelle Stromanbieter kalte Füße und warnen lautstark vor Verteuerungen des Stroms durch die Ökoenergieförderung. Doch ihr Kalkül ist durchsichtig.
Der Großteil der Strompreiserhöhungen geht nämlich nicht auf den Ausbau der erneuerbaren Energien zurück, sondern liegt schlicht in der Marktmacht der großen Energiekonzerne begründet. Die schröpfen die Kunden, so gut sie können. Denen ist daher zu raten, zu unabhängigen Anbietern zu wechseln. Die sind häufig nicht nur ökologischer, sondern auch günstiger.
RICHARD ROTHER ist taz-Redakteur im Ressort Wirtschaft und Umwelt.
Darüber hinaus verringern die erneuerbaren Energien auch die Abhängigkeit Deutschlands von Energieimporten. Das dürfte sich langfristig kostendämpfend auf die Strompreise auswirken, auch wenn Gaskraftwerke, zum Teil mit russischem Erdgas befeuert, die ideale Ergänzung zu dem wetterbedingt schwankenden Ertrag der Erneuerbaren sind. Gleichwohl ist es richtig, die garantierten EEG-Strompreise regelmäßig anzupassen. Es ist nicht die Aufgabe der Stromverbraucher, Häuslebauern mit Photovoltaik-Anlagen traumhafte Renditen zu finanzieren.
Das beste Mittel gegen höhere Strompreise aber ist, den Verbrauch zu senken. Diese Binsenweisheit sollten wir nicht aus dem Blick verlieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“