Kommentar: Simone Schnase über Nach-Wahlen-Zahlen : Falsche Transparenz
Die Wahlbeteiligung bei der Bürgerschaftswahl ist mit wahrscheinlich unter 50 Prozent eine Katastrophe. Wo am wenigsten gewählt wurde, könnte bereits vor der Bekanntgabe des Endergebnisses ersichtlich sein; das Statistische Landesamt aktualisiert im Internet die Auszählungen regelmäßig.
Solcherlei Transparenz ist eigentlich gut, denn sie kann dabei behilflich sein, sich schnell auf Fehlersuche zu begeben: Setzt sich der Trend der letzten Wahl fort, als die Wahlbeteiligung in den armen Stadtteilen am niedrigsten war? Wie hängen wo Wahlbeteiligung und -ergebnis zusammen? Was wurde versäumt und welche Konsequenzen müssen aufgrund schlechter Wahlbeteiligungen in bestimmten Stadtteilen gezogen werden?
Nichts davon kann vorerst beantwortet werden, denn die dazu in den letzten beiden Tagen veröffentlichten Zahlen waren entweder unbrauchbar oder falsch. Dabei ist die Aufmerksamkeit für diese Zahlen nie so groß wie direkt nach der Wahl. Auf ihrer Grundlage werden Wahlkampf-Strategien ausgewertet und politische Entscheidungen zumindest vorbereitet.
Das Internet-Portal sollte – und könnte – BürgerInnen für die Arithmetik von Wahlen und damit auch für Politik begeistern. Deshalb ist es umso ärgerlicher, wenn die Berechnungen nicht verständlich oder sogar falsch sind.