Kommentar: Schulreform : NRW könnte Vorreiter sein
Die Forderung der Gewerkschaften nach einem integrativen Schulmodell ist alt und überrascht niemanden. Neu ist allerdings die breite Resonanz des Modells in anderen Kreisen: So haben sich angesichts des schlechten Abschneidens der deutschen Schüler bei internationalen Studien wie PISA oder IGLU auch der Zukunftsrat NRW und die Handwerkskammern für eine spätere Trennung der Kinder ausgesprochen. Trotzdem will die SPD-geführte NRW-Regierung das Modell nicht forcieren, weil es zum Wahlkampfthema werden könnte.
Das ist nicht nur kurzfristig gedacht, die SPD könnte sich damit ein Thema entreißen lassen, das dazu geeignet wäre, sich wieder in Richtung soziale Gerechtigkeit zu profilieren. Die Idee eines integrativen Schulmodells ist in Nordrhein-Westfalen zu Hause. Hier existieren die meisten Gesamtschulen bundesweit, die in den 80er Jahren gegen den Willen der Konservativen eingerichtet wurden. Neidisch schauten damals Reformer aus CDU-geführten Bundesländern auf die massenhafte Einführung der neuen Schulform in NRW.
Die WählerInnen akzeptieren Reformen, die sie nachvollziehen können. Mit der Aussicht auf bessere Chancen für den Einzelnen müsste der Abschied vom Gymnasium nicht allzu schwer fallen.
NATALIE WIESMANN