Kommentar Ressourcen am Nordpol: Schutz der Arktis notwendig
Die Arktis darf angesichts der Klimaänderung nicht einfach den Interessen der Rohstoffkonzerne geopfert werden.
D ie Wahl auf Grönland gewannen nicht die Parteien, die angesichts des Klimawandels die Zukunft der Insel vorwiegend in einer möglichst schnellen Ausbeutung der dadurch zugänglicher werdenden Naturschätze sehen. Nein, einen haushohen Sieg errang die rot-grüne Inuit Ataqatigiit, die vor allem zwei Botschaften verschickte: Zum einen größte Zurückhaltung bei der Erschließung der Bodenschätze, zum anderen die Beschleunigung der Abkopplung vom Mutterland Dänemark und ein schnellerer Weg zur vollen Selbständigkeit.
Reinhard Wolff ist Skandinavien-Korrespondent der taz.
Die Botschaft der GrönländerInnen ist deutlich: Wir wollen unser Schicksal selbst bestimmen, wir wollen nicht zum Spielball ökonomischer Interessen werden, die in der Arktis nur eine Rohstoffkolonie sehen. Dass gleichzeitig eine neue junge und selbstbewusste PolitikerInnengeneration ins Parlament gewählt wurde, bekräftigt diese Tendenz. Das gilt auch im benachbarten Island: Bei den Wahlen vor fünf Wochen gehörte dort die rot-grüne Schwesterpartei der Inuit Ataqatigiit zu den Gewinnern. Sie will ebenso die rücksichtslose Ausbeutung der Naturressourcen und die Industrialisierung der Insel stoppen.
Auch in den übrigen Polanrainerstaaten verfolgen die Arktisvölker eine andere Agenda als die Regierungen in den Oslo, Moskau, Washington oder Ottawa. Doch sie haben nicht die institutionellen Möglichkeiten Grönlands und Islands, sich gleichermaßen Gehör zu verschaffen.
Es wird daher höchste Zeit, dass unter UN-Regie ein Prozess eingeleitet wird, in dem die direkt Betroffenen zu Wort kommen können und an dessen Ende ein Arktisabkommen entsprechend dem zum Schutz der Antarktis stehen sollte. Dieses gemeinsame Erbe der Menschheit darf angesichts der Klimaänderung nicht einfach den Interessen der Rohstoffkonzerne geopfert werden.
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