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Kommentar RentenreformKleinkrieg der Papiere

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Das Verhetzungspotenzial bei der Rentenreform ist groß. Das Gekabbel mithilfe der vielen Papiere der Parteien hilft nicht weiter.

E s ist eine beliebte Taktik in der Politik, wenn es um schwierige Verteilungsfragen geht: Man lässt die Dinge lieber im Unklaren und führt einen Kleinkrieg um Rentenkonzepte, den die WählerInnen vielleicht auch gar nicht mehr verstehen sollen. Zu besichtigen ist die Taktik in den diversen Rentenvorschlägen von CDU und FDP – nun kommt auch noch ein Grundsatzpapier der CSU dazu.

Die Kernfrage lautet: Was passiert mit NiedrigverdienerInnen, die im Alter zum Sozialamt gehen müssen, weil ihre Rente nicht reicht? Natürlich ist diese Verteilungsfrage schwierig. Sollen auch Teilzeitarbeiterinnen später eine steuerfinanzierte Zuschussrente bekommen, obwohl sie meist nur auf halber Stelle gearbeitet haben? Und was ist mit Leuten, die viele Jahre hart ackerten, aber dann lange arbeitslos waren?

Das Verhetzungspotenzial ist hier groß, und das Gekabbel mithilfe der Rentenpapiere hilft nicht weiter. So will die CSU laut Grundsatzpapier die Kleinrenten zwar über „Zuschläge“ aufbessern, lehnt aber neuerdings eine „bedarfsabhängige“ Aufstockung ab. Sozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) wiederum möchte bei Rentenzuschlägen das Partnereinkommen mitberücksichtigen.

Bild: Jutta Henglein Bildau
Barbara Dribbusch

ist Redakteurin für Soziales im Inlandsressort der taz.

Der Koalitionsausschuss aus Union und FDP einigte sich vage auf eine „Lebensleistungsrente“, die aber nur „etwas höher“ sein soll als die Grundsicherung. Was so kaum umzusetzen ist, denn die Grundsicherung im Alter fällt regional sehr unterschiedlich aus, abhängig von den Wohnkosten.

Vielleicht passiert erst mal nichts für die KleinrentnerInnen. Wem später Grundsicherung droht, der parkt dann die paar Euro selbst Erspartes, wenn vorhanden, irgendwo auf einem Konto von Verwandten. Der aktuelle Rentenstreit hat aber eine ärgerliche Nebenwirkung: Zur Reform gehören auch Verbesserungen bei den Hinzuverdienstmöglichkeiten und Erwerbsminderungsrenten. Es gibt keine Entschuldigung, auch noch diese Reformpunkte zu verschleppen.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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3 Kommentare

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  • MN
    Mein Name ist Legion

    @Hafize

     

    ja, und wer vor Verrentung schon herumhartzen muß, wird ohnedies in die nochmals geminderte vorzeitige Rente mit 63 gezwungen.

     

    Ich schätze, diese Aufschläge aus der Renten- statt aus der Bundeskasse sind deshalb so attraktiv für Politiker, weil sich mit den Steuerzuschüssen, die eigentlich Teilrückgaben der den Versicherungen vorenthaltenen Zuflüsse sind, herrlich besch***en läßt. Man verlagert Sozialleistungen in die Kassen der Beitragszahler und die, die sich aus der Versicherungspflicht davonstehlen dürfen (Beamte, Freiberufler, Politiker), drehen den Zwangsversicherten (Arbeitnehmer unterhalb des Plafonds) wieder eine lange Nase.

  • H
    Hafize

    Das ist ja lieb mit den Niedrigverdienern, aber die Probleme - Rentenarmut, Sozialbezug bzw. Verrechnung mit Hartz - existieren für alle Normalarbeitnehmer. Selbst gut bezahlte Arbeitskräfte arbeiten heute nicht bis zum 65 bzw. 67 Jahr.

    Und je eher Du fertig bist, desto mieser wird die Rente. Nach der Riester-Abwertung rächt sich da jedes Jahr extrem bitter.

    Und ich weiß, warum die Parteien alle hier nicht auf einen Nenner kommen: Weil sie sich mal einig waren. Die Riester-Rente ist ein Goldesel für die Versicherungen, die Konditionen sind seit Einführung so verschlechtert worden, dass 2013 kein normaler Mensch mehr 'riestert'. Damit haben die Arbeitnehmer aber kein Modell mehr, um vorzusorgen, das staatlich gefördert wird. Immobilien fallen für 80 Prozent der Leute flach, weil in Großstädten extrem spekuliert wird und wer kann da mithalten?

     

    Wenn die Parteien hier zu einer Lösung kommen würden, wäre die denkbar einfach: Die staatliche Rente bei 60 Prozent Niveau lassen und die Riesterrente überarbeiten, zum Beispiel als staatliches Zulagenmodell plus Möglichkeit zu einer staatlich besser geförderten Betriebsrente.

     

    Dann wäre bei den Versicherungen schluss mit der Sause und das würde sich bei den Wahlkampfspenden 2013 übel bemerkbar machen.

     

    Insofern: Es wird nix passieren. Als Nebelkerze werden sie die Leute aufhetzen, klarer Fall, das hat Ursula von der Leyen schon häufiger gemacht und ist garantiert für 2013-17 fest im Terminkalender vermerkt: Arme Leute, Rentner, Jugendliche mobben und bloßstellen.

  • JK
    Juergen K.

    GFut gemeinter Artikel , aber derart Blödsinn !

     

    Zum Vergleich:

     

    Das BIP sind etwa 2 500 Milliarden.

     

    Grob 50 Mio Menschen arbeiten.

     

    Das Jahr hat grob 50 Wochen a 40 Stunden Arbeitszeit.

    = 2 000 Stunden

     

    -> ERGO kommen

    2 000 Std. (pro Jahr) mal 50 Mio Menschen auf

     

    100 Milliarden zusammen.

     

    Vom BIP (2 500 MRD) sind +ber 1 000 MRD Gewinne.

     

    "10 mal so viel wie Menschenarbeitsstunden im Jahr"

     

    D.h.

     

    Man kann den Stundenlohn der Republik

    um jeweils ---10 Euro--- erhöhen,

     

    wenn einmal auf gewinne verzichtet würde.

     

    DAS wäre eine "Verteilungsfrage" die "schwieriug" wäre.