piwik no script img

Kommentar Niebels PersonalpolitikMinisterium für Loyalität

Kommentar von Gordon Repinski

Vier Monate nach Amtsübernahme hat Dirk Niebel das Entwicklungshilfeministerium zur FDP-Festung ausgebaut. Im Haus regt sich Widerstand.

Was kleine Geschenke zur Weihnachtsfeier und ein paar nette Worte doch bewirken: Im letzten Herbst hatte Dirk Niebel seine MitarbeiterInnen im Entwicklungsministerium im Sturm erobert. Vergessen schien, dass er das Haus schließen wollte und keine thematischen Schwerpunkte erkennbar machte - außer voreilig aufgekündigter Hilfsgelder für China. Niebel profitierte davon, dass viele seiner Vorgängerin Heidemarie Wieczorek-Zeul überdrüssig waren. Eine fauchende rote Heidi? Dann doch lieber den netten Dirk von der Bundeswehr!

Doch Niebels systematisches Streben nach Loyalität und eigene Absicherung durch Parteileute hat die Stimmung im Ministerium kippen lassen. Lange wurde hingenommen, dass er in seinem Umfeld Vertrauenspersonen unterbringt - auch wenn der Personalrat schon vor Wochen murrte. Für den Tausch des letzten Fachmannes in der Leitungsebene gegen einen umstrittenen Bundeswehroberst bringt jedoch kaum noch jemand Verständnis auf. Intern erheben sich zunehmend Stimmen gegen Niebel, der seinerseits nervös reagiert, sich weiter abschottet und Strategien nur noch im engsten Kreis unter FDP-Leuten ausbaldowert. Vier Monate nach Amtsübernahme hat Dirk Niebel sein Ministerium zur Festung ausgebaut, auf der die blau-gelbe Parteifahne weht und in der Uniformen lieber gesehen werden als Fachpersonal.

Es ist müßig, sich darüber aus entwicklungspolitischer Perspektive zu erregen. Niebel sieht sein Amt als vollstreckt, wenn er sich vollständig in seiner Macht eingemauert hat. Das Dilemma der inhaltsreduzierten FDP ist das Dilemma von Dirk Niebel. Wie kein anderer repräsentierte er als Generalsekretär deren bloßes Interesse am kernigen Spruch. Und wie kein anderer repräsentiert er jetzt das Scheitern in Regierungsverantwortung.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • E
    emmell

    Wie ist das eigentlich, kriegen die alle, die Niebel rausschmeißt oder verschiebt, sofort Pensionen? Oder werden die woanders eingesetzt? Das sind doch politische Beamte, nicht? Oder sind die bloß angestellt? Und wenn alle die, die Niebel jetzt in Amt und Würden mogelt, binnen kurzem auch wieder rausfliegen (nach einem zu erhoffenden Wechsel im Amt oder an der Regierung) und Pensionen bekommen -- da zahlen wir uns doch tot für die alle, oder? Wie war das noch mit "anstrengungslosem Wohlstand"? O ja, die FDP weiß, wovon sie redet...