Kommentar Leistungsanreize: Neid oder Solidarität
Wer jede Neiddebatte im Keim ersticken will, muss den Beamtenstatus abschaffen - oder alle Angestellten verbeamten.
S o etwas bestärkt auch das ungepflegteste Vorurteil: Da soll sich Leistung auch da lohnen, wo sonst der Amtsschimmel regiert - und was geschieht? Die Prämien für die Beamten-Exzellenz werden unter fast allen Staatsdienern aufgeteilt, auf dass auch Faulsein in Euro aufgewogen wird. Das kann es wirklich nur im Beamtenstaat BRD geben.
Doch ganz so einfach ist es nicht. Das gewerkschaftliche Argument, es sei zutiefst ungerecht und Neid schürend, wenn Beamte und Angestellte des Staates im Team zusammen arbeiten und nur die Angestellten prämiert werden, lässt sich noch mit geringem Aufwand entkräften: Schließlich haben die Beamten gegenüber den Angestellten, was Kündbarkeit und Altersversorgung betrifft, etliche Vorteile. Wer hier jede Neiddebatte im Keim ersticken will, muss den Beamtenstatus schlicht abschaffen oder alle Angestellten verbeamten.
Entscheidender aber ist die Frage, ob Sonderprämien Neid und Ellenbogen-Konkurrenz nicht noch weiter schüren und das Arbeitsklima vergiften. Wollen wir den Kampf um Leistungsprämien in einem Team oder halten wir es aus, wenn die Stärkeren auch mal die Schwächeren mit durchschleppen und erst durch eine frühere Beförderung für ihr Engagement belohnt werden?
Über diese Frage muss sich die Gesellschaft und die Politik klar werden, bevor sie neue Prämienquoten festschreibt oder sie ausradiert.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links