Kommentar Klassenwiederholungen: Kein Sparmodell
Es wird sich zeigen müssen, ob die derzeit veranschlagten Summen reichen, um die individuelle Förderung so auszubauen, dass das Sitzenbleiben an Hamburgs Schulen überflüssig wird.
E s wird sich zeigen müssen, ob die derzeit veranschlagten Summen reichen, um die individuelle Förderung so auszubauen, dass das Sitzenbleiben an Hamburgs Schulen überflüssig wird.
Aber es ist keine Einsparpolitik, im Gegenteil: Bevor der Wegfall der Sitzengebliebenen auch nur einen ausgegebenen Euro einsparen kann, muss ja erstmal Geld für die Förderung der Schüler vorgestreckt werden. Erst in vier Jahren, wenn ein Schülerjahrgang durchgewachsen ist, ist die Sache kostenneutral.
Wer jetzt die mit falschen Zahlen gegen diese Reform polemisiert, will alles beim Alten belassen: Kinder, die nicht mitkommen, müssen schleunigst raus aus der Klasse - damit die eigenen nicht gebremst werden. Egal, was die Wissenschaft sagt.
Zudem verunsichert solche Rede andere Eltern: Denen nämlich wird verschwiegen, dass es weiterhin die Möglichkeit gibt, falls nötig, sein Kind eine Klasse wiederholen zu lassen.
Hier geht es um die Interessen jener gut situierten Familien, die seit dem Volksentscheid zur Schulreform Oberwasser haben. Auf dieses WählerInnenpotenzial schielt derzeit sogar die wahlkämpfende SPD, wenn sie kostenlose Kita-Plätze auch für Reiche verspricht und dem alles andere im Bildungsbereich unterordnet.
So richtig unberechenbar in Sachen Schulpolitik ist aber die FDP: Ihre Spitzenkandidatin erklärte jüngst im taz-Gespräch, die "Durchlässigkeit zwischen Gymnasien und Stadtteilschulen" gewährleisten zu wollen. Und stellt damit das Zwei-Säulen-Modell gleich ganz in Frage.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren