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Kommentar Hartz IV und MigrantenDie Zeit fürs Vorurteil

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Von einer massenhaften Einwanderung in das soziale Netz kann keine Rede sein. Denn Flüchtlinge bekommen meistens gar kein Hartz IV. Wir brauchen mehr Niveau in der Debatte.

N achdem FDP-Chef Westerwelle mit seinen Sprüchen gegen Hartz-IV-Empfänger auf heftige Resonanz stößt, kommt eine neue Lieferung zum Thema jetzt von den bürgerlichen Medien selbst.

Der Chefredakteur der Zeit verweist auf längst bekannte Zahlen, nach denen Migranten und ihre in Deutschland lebenden Nachkommen überproportional häufig auf Hartz IV angewiesen sind. Es dränge sich der Verdacht auf, dass das hiesige Sozialsystem eine "massenhafte Einwanderung in die sozialen Netze auslöst", heißt es in dem Leitartikel. Die Bild-Zeitung schlagzeilte in Verweis auf den Kommentar der "hoch angesehenen Zeit": "Warum kriegen Migranten häufiger Hartz IV als Deutsche?" Tja, warum?

Dazu gibt es Fakten: So finden sich unter den Migranten viele Ältere, die als Hilfsarbeiter hart ackerten, gesundheitlich angeschlagen sind und jetzt keine Beschäftigung mehr finden. Dann haben die Frauen mit Migrationshintergrund oft mehrere Kinder - eigentlich doch ein Wunsch unserer Familienpolitiker -, auch das erschwert eine Berufstätigkeit. Und Hauptschulabsolventen mit einer momentan nicht nachgefragten Zweisprachigkeit tun sich schwer, eine tragfähige Berufsperspektive zu entwickeln.

taz

Barbara Dribbusch ist Inlandsredakteurin der taz.

Das alles ist nicht einfach. Es bedarf auch der längeren Aufzählung, dass von einer "Einwanderung" ins soziale Netz keine Rede mehr sein kann, seitdem Asylbewerber kaum noch in Deutschland anlanden können, Flüchtlinge oftmals weder arbeiten dürfen noch Hartz IV bekommen und der Zuzug der Ehegatten durch Sprachtests massiv blockiert wurde.

Die größte Gefahr der momentanen Verteilungsdebatte besteht darin, dass sie so kompliziert ist. Selbst für Bildungsbürger. Aber ein bisschen anspruchsvoller sollten wir schon sein.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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17 Kommentare

 / 
  • C
    carolus

    manche kommentare,die sich gegen diesen debattenbericht richten,greifen zu kurz.

     

    klar ist es ein problem,wenn sich menschen in einem system einrichten ohne sich anzustrengen.

     

    aber es wurde hier in d zugelassen,dass sich parallelgesellschaften entwickeln.gast-arbeiter wurden nach d geholt,um hier nicht den angemessenen lohn zahlen zu müssen,sondern eben gastarbeiter für hungerlohne die drecksarbeiten,die nicht entsprechend entlohnt werden-wie eben jetzt das beispiel "schneeschippen"!! zeigt- machen zu lassen.

    jetzt ist eben die familie auch da und möchten ihren anteil vom kuchen.

    auch glaube ich nicht daran,dass die politiker ein interesse haben,dass hier kein familiennachzug stattfindet,denn dadurch wird der druck auf die löhne nur noch grösser.

    mit hilfe von schwarzarbeit und zeitarbeit wurden die löhne immer mehr in den keller gedrückt.und wer macht denn meistens diese jobs,die schlecht bezahlt sind?

    falls wirklich interesse daran besteht keine familien mehr nachziehen zu lassen,dann muss man die dumpinglöhne bekämpfen.wenn die leute mehr geld in der tasche haben-gemeint ist nicht steuererleichterungen(trifft nur die,die die krise verursacht haben und mit steuererleichterungen obendrauf belohnt werden) oder streichung der sozialabgaben(dadurch werden nur die sozialversicherungen geschwächt),sondern massive lohnERHÖHUNG!!,dann werden auch hier(ohne zuzug) genug leute gefunden,die die jobs auch machen-ohne arbeitszwang.

  • J
    Justyn

    Selten so viel Stuss gelesen, Frau Dribbusch leben Sie eigentlich in Deutschland, oder von welchen Land schreiben sie?

  • DD
    @ Doc Mison

    Tja, wenn einem die Argumente fehlen, dann greift man halt auf der persönlichen Ebene an.

  • M
    meier

    Die Freizeitgeselschaft ist voll am anrollen und dann solche Diskusionen .

    Schröder hatte sich damals auch extrem krass geirt alta , als er beauptete man habe kein Recht auf Faulheit .

    Den zur Faulhet brauchts du kein Recht sondern ein Link und die gibts heute wie sand am strand.

  • H
    hto

    @Jana Sommer

     

    Das ist kein Paralleluniversum, das ist ein Mikrokosmos, wo die Sauerstoffatome dieser konsumautistischen Realität als Rauschzustand schon genug sind.

  • DM
    Doc Mison

    Wenn ich hier die Kommentare lese,

    scheinen wohl Bild, RTL und Kabel1 mit ihrer Propaganda Erfolg zu haben.

  • R
    Robert

    Sehr geehrte Frau Dribbusch,

     

    Ihr Artikel vereinfacht die Problematik erheblich, was den Verdacht aufkommen lässt, dass dieselbe nicht nur für die Bildungsbürger, sondern auch für Sie etwas zu kompliziert ist.

     

    Sie müssten wissen, dass Einwanderung nach wie vor massiv stattfindet, und zwar nicht über das Asylverfahren, sondern über Heiraten, Familiennachzuzug etc. Weiterhin behaupten Sie, dass der Zuzug "massiv" blockiert würde durch Sprachtests. Diese Sprachtests verlangen Deutschkenntnisse auf dem Niveau A 1 des Europäischen Referenzrahmens, also auf dem untersten Niveau. Die meisten aus der Türkei stammenden Ehegatten bewältigen diese "riesige" Hürde. Da es sich um viele Frauen handelt, die ohne ausreichende Sprachkenntnisse nach Deutschland heiraten, ist deren hohe Kinderzahl nicht unbedingt ein Grund zum Jubeln, da diese Kinder häufig eben nicht zweitsprachig sind, sondern in Deutsch und ihrer Muttersprache gleichermaßen schwach. Das ließe sich zum Beispiel durch wirkliche Sprachtests, die ein Niveau von B2 verlangen, verhindern. Und die Liebe sollte einem das doch wert sein, oder. Zumal Deutschkenntnisse die Frauen vor nicht selten vorkommender Misshandlung schützen können. Ach ja, die Hauptschüler. Also, wäre ich als kleiner Pascha erzogen worden, hätte früh gemerkt, dass ich mit meiner "Qualifikation" nur im Niedriglohnsektor Geld verdienen könnte, könnte aber mit Hartz-4 bequem das gleiche Geld "verdienen", wäre ich doch schön blöd, wenn ich trotzdem arbeiten würde, nur um als guter "Migrationsjugendlicher" darzustehen. Frau Dribbusch, Sie wollen doch nicht behaupten, die Migrantenjugendlichen seien zu blöde, um die Vorteile von Hartz-4 zu erkennen?

     

    Es wäre schön, wenn Sie ab und zu mal aus Ihrer "Die Ausländer sind alle toll"-Welt aussteigen und in die tatsächliche Welt einsteigen. Die ist nämlich in der Tat komplizierter als Ihr Artikel es darstellt.

  • G
    Glore

    Die Situation ist komplizierter als sie sich darstellt... es gibt einige die es wirklich nicht leicht haben einen Job zu finden...

     

    Weniger Substanz habe ich selten in einem Kommentar gelesen. So weit daneben scheinen die Äußerungen der "Zeit" wohl nicht zu liegen.

  • M
    Martin

    Frau Dribbusch, die Sache ist doch ganz einfach: die Billiglohnempfänger zum Hass und Neid auf die Hartz IV Empfänger und die Hartz IV Empfänger zum Hass und Neid gegen die Migranten aufhetzen. Als nächstes heißt es dann: 'Deutsche, wehrt euch. Hartz IV Migranten bedrohen Steuersenkungen für reiche Erben'.

  • G
    Gegenkommentar

    Eine Satire, die als Kommentar getarnt und nicht als Satire gekennzeichnet wurde.

    Sö viel Blödsinn habe ich in den letzten 20 jahren TAZ nicht gelesen.

     

    z. B. Zitat:

    "Und Hauptschulabsolventen mit einer momentan nicht nachgefragten Zweisprachigkeit tun sich schwer, eine tragfähige Berufsperspektive zu entwickeln."

     

    Bitte welche 2 Sprachen? Deutsch und Englisch ist nicht dabei. Nicht mal Türkisch und Japanisch. Von Rechnen, Naturwissenschaften, Sozielverhalten und den s. g. Sekundärtugenden (wie Pünktlichkeit, Höflichkeit) garnicht zu reden.

     

    Liebe Kommentatorin DRIBBUSCH, besser schreiben Sie Ihre Kommentare ohne zu sehr den Rotwein genossen zu haben (vielleicht sehen Sie auch mal klar die reale Welt - aber bitte nicht zu sehr erschrecken).

     

    Liebe Grüsse, schwankend zwischen Lachkrämpfen und Fassungslosigkeit (da bleibt einem die Luft auch ohne Umweltverschmutzung weg).

  • N
    Nordlicht

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Zitat:

    [und Hauptschulabsolventen mit einer momentan nicht nachgefragten Zweisprachigkeit tun sich schwer, eine tragfähige Berufsperspektive zu entwickeln.]

    Klingt, als läge das Problem in der "Zweisprachigkeit", an der unsere böse Wirtschaft nicht interessiert ist. Will uns die Autorin hier etwa für dumm verkaufen? Allerdings ist eine Zweisprachigkeit wenig berufsförderlich, wenn man als Migrant weder Deutsch noch seine Muttersprache richtig beherrscht.

  • JS
    Jana Sommer

    Sagen Sie Frau Dribbusch, gibts in Ihrem Paralleluniversum eigentlich auch Drogen?

     

    Anders kann ich mir diesen "Kommentar" einfach nicht mehr erklären.

  • M
    Marika

    Auch wenn die taz vermutlich zensiert: Hartz-4 ist natürlich für viele ein 'Einwanderungs'-grund nach D. Diesen Menschen geht es bei Hartz-4 viel besser als zuvor in den meisten Herkunftsländern. Dabei geht es -natürlich- auch nicht in erster Linie darum, sich zu integrieren.

    Solange die Gründe der sogen. 'Integrationsthematik' nicht ehrlich benannt werden dürfen, wird sich nichts ändern.

    Und das, taz, hat weder mit Rassismus noch sonst was zu tun.

  • A
    Amos

    Man muss sich fragen: haben die Klugscheißer in der Politik und Hans Martin Schleyer dieses System nicht

    geschaffen. Wer erinnert sich noch an das von der Politik vorgeschlagene Rotationsprinzip, das der Arbeitgeberverband damals verhindert hat? Heute wird der deutsche Arbeitslose dafür gekreuzigt, weil die Klugscheißer versagt haben. Das Problem unserer Politiker ist,dass sie erst mal an die eigene Tasche

    denken und durch Spenden aus der Wirtschaft gefügig gemacht werden.

  • FL
    Frank Linnhoff

    Der Artikel in der "Zeit" von Herrn de Lonzio ist in der Tat unter allem Niveau. Kein Zweifel. Dagegen ist der Artikel von Katharina Schuler zum gleichen Thema in derselben "Zeit" wohltuend sachlich und informativ. Wir erleben zur Zeit das Outing eines grossen Demagogen und Brandstifters, der genau weiss, was er tut. Hier heißt es in der Tat ruhigen Kopf bewahren, sachlich argumentieren, sich nie in die Niederungen begeben, in denen erschreckend viele journalisten, Politiker und Mitbürger so schnell und ohne Not angekommen sind. Danke für Ihre klaren Worte.

  • H
    hto

    "Wir brauchen mehr Niveau in der Debatte" - FALSCH Frau Dribbusch, denn bei der gewohnten Überproduktion von systemrationalem Kommunikationsmüll in Ausbeutung und Unterdrückung, gehört das Niveau auch in den Müll, denn dieses entspräche dann wieder überwiegend der systemrationalen Unterdrückung, für das "gesunde" Konkurrenzdenken im "freiheitlichen" Wettbewerb!?

     

    Der Wettbewerb, um "Arbeit macht frei" und "Wer soll das bezahlen?", ist Ursache aller Probleme unseres stumpf- wie wahnsinnigen "Zusammenlebens" wie ein Krebsgeschwür!

  • TB
    Thomas Bode

    Die Debatte ist kompliziert? Diejenigen die von dem System profitieren haben ein Interesse daran sie kompliziert erscheinen zu lassen.

    Immer die gleichen schon längst wiederlegten Argumente vorbringen, vernebeln "Ausgewogenheit" herstellen, das sind die Methoden.

    Dieses Wirtschafts-System produziert zwangsläufig Arbeitslosigkeit. Vollbeschäftigung ist eine Lüge da sie bestenfalls kurzfristig hergestellt werden kann. Wie man umgeht mit denen die in diesem Spiel verlieren muss endlich zivilisiert geregelt werden. Diese haben keine oder ein viel schwächere Lobby. Für ihr erbärmliches Leben am Existenzminimum für das es meist keine echte Chance auf Entrinnen gibt werden sie derzeit noch beschimpft und eingeschüchtert. Und die taz kommentiert windelweich und ausgewogen herum, - auch der Kollege Koch. Da kann man ja gleich bei Spiegel-Online bleiben.