Kommentar Güterbahnhof Grunewald: Kleckern statt klotzen

Hier die vom Großprojekt bedrohten Bürger, dort der Großunternehmer, der klotzt, anstatt zu kleckern? Ganz so einfach ist es nicht.

Auf den ersten Blick sind gut und böse im Fall der Güterbahnhof-Pläne klar verteilt: Hier die lärmgeplagten und vom Großprojekt bedrohten Bürger, dort der finanzkräftige Großunternehmer, der klotzt, anstatt zu kleckern. So einfach ist es aber nicht.

Die Menschen am Eichkamp leiden schon heute unter Verkehrslärm - ihre Straße ist eine Abkürzung für Autofahrer, Avus und Bahn rauschen daneben vorbei. Die inhabergeführten Geschäfte in den Ku'damm-Seitenstraßen kämpfen permanent um Kundschaft und Existenz. Und das Misstrauen gegen Großunternehmer mit viel Geld in der Tasche? Es wäre nicht das erste Mal, dass Geld die Entwicklung der Stadt entscheidet.

Gleichzeitig muss dem Möbelhändler Krieger zugute gehalten werden, dass er am Eichkamp über die Pläne informiert hat, auf die Menschen zugeht. Und mal ehrlich: Wohnen will in dem Lärmdreieck wohl keiner. Eher wäre es eine Option, das Gelände weiter sich selbst zu überlassen, auch mit Blick auf die im Süden anschließende Gedenkstätte für die deportierten Juden. Ein schöner Traum, zweifellos.

Kompromiss gesucht

Realistisch hingegen wäre ein Kompromiss. Krieger bekennt sich zum Standort Innenstadt, will ihm den Vorzug vor der "grünen Wiese" geben. Gut! Dann muss ein Konzept aber an die Stadt angepasst werden. Kleinteiliger Handel, unter Schutz des Ensembles, mit weniger Parkplätzen, kurz: kleckern statt klotzen. Das wäre visionär.

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