Kommentar Gemeinschaftsschulen in BaWü: Schulfrieden statt Schulreform
Wenn Grün-Rot nicht die Gemeinschaftsschulen aufwertet, wird die richtige Schülermischung fehlen. Und damit auch die Strategie des gemeinsamen Lernens scheitern.
S ie haben also ihr Kind auf den Weg geschickt - und zwar bewusst dünn bekleidet. Der Beschluss der baden-württembergischen Landesregierung, "Gemeinschaftsschulen" einzurichten, aber sie gegenüber anderen Schulformen nicht zu bevorzugen, ist gewagt. Denn Grün-Rot nimmt in Kauf, dass ihr Liebling strauchelt, womöglich sogar stirbt.
Als sie an die Macht kamen, versprachen Grüne und SPD mehr Chancengleichheit durch Gemeinschaftsschulen. Die sollen mit einer "guten Ressourcenausstattung" gewährleisten, dass SchülerInnen individuell gefördert werden und ihre persönlichen Bildungsziele erreichen. Das hat nicht geklappt.
28 Kinder - vom Hauptschüler bis zum Gymnasiasten - sollen in einer Gemeinschaftsschulklasse zusammen lernen. Um sie individuell zu fördern, sind ganze zwei zusätzliche Lehrerstunden pro Woche vorgesehen.
ist Bildungsredakteurin der taz.
Das heißt, rein rechnerisch kann einE LehrerIn jedem Schüler täglich 38 Sekunden mehr widmen als in einer normalen Schule. Offenbar hat sich die Landesregierung eher von ihrer Angst vor der Realschul- und Gymnasiallehrerlobby leiten lassen als von pädagogischen Notwendigkeiten.
Eltern, die überlegen, ob die neue Schulform für ihr Kind eine Alternative zum Gymnasium sein könnte, wird die Entscheidung pro Gemeinschaftsschule nun schwerfallen. Denn entscheidend für den Erfolg der grün-roten Schule für alle wird sein, ob sich genügend Kinder mit Gymnasialempfehlung anmelden.
Nur, wenn die Mischung aus leistungsstarken und leistungsschwächeren SchülerInnen stimmt, werden die Gemeinschaftsschulen sich gegen die Gymnasien behaupten können. Sonst werden sie zu Schulen zweiter Wahl - und damit wäre das Lieblingskind von Grün-Rot, das gemeinsame Lernen, gescheitert.
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