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Kommentar GeburtenrückgangVon der Leyen entzaubert

Kommentar von Nicole Janz

Der Rückgang der Geburtenrate in Deutschland ist eine Blamage für die Familienministerin: Es reicht nicht, mit guten Beispiel voranzugehen. Sie muss politisch nachlegen.

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14 Kommentare

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  • AM
    Ali Mente

    "Das neue Unterhaltsrecht verlagert das wirtschaftliche Risiko, welches mit der Familienarbeit verbunden ist, nach drei Jahren komplett auf den erziehenden Elternteil (meist die Mutter)".

     

    Das stimmt so wohl eher nicht. Das Risiko für das eigene Leben, das jeder Erwachsene für sich selbst zu tragen hat, sollte auch von den starken Frauen selbst getragen werden können. Kindesunterhalt wird in der Regel von Männern, die den Kontakt zu ihren Kindern pflegen können, überwiegend regelmässig gezahlt. Für die finanzielle Belastung, die Kinder darstellen, kommen die Männer also in der Regel in ausreichend hohem Masse aus (die Unterhaltsrichtlinien sind in den letzten 10 Jahren um 70 % erhöht worden - in welcher Branche gab es eigentlich im gleichen Zeitraum 7 % netto Gehaltserhöhungen ?)

    Wo Mütter die Kinder als Waffe in Beziehungsstreitigkeiten missbrauchen, stellt Unterhaltsentzug meines Erachtens eine legitime Antwort dar.

  • G
    Gachmuret

    @Frau:

    Achso?

    Mir bleibt der gesetzliche Selbstbehalt von 900 EUR (von denen ich natürlich alleine den gemeinsamen Kredit abzahlen darf), meine Kinder sehe ich aller zwei Wochen mal am Wochenende, das Amt könnte sich sogar noch überlegen, daß ich noch einen Job aufnehmen könnte (es reicht ja, Unterhalt zu zahlen, um ein guter Vater zu sein) - und wenn ich mich jetzt in meiner Vaterrolle arg zurückgedrängt fühle, dann bin ich ein Chauvischwein, das mal bitte aufhören möge rumzuheulen?

    Da macht es sich jemand aber sehr einfach. Hallo? Es sind auch meine Kinder, denen ich etwas mitgeben möchte auf ihren Lebensweg, für die ich da sein will. Väter auf die Rolle des Erzeugers und Versorgers zu reduzieren ist in großem Maße sexistisch. Ich nahm ja an, es ginge mal darum, dieses Weltbild abzuschaffen.

  • F
    Frau

    @alle 'Männer', die hier rumheulen:

    Man ich kan euer Rumgejammere, bloß weil ihr nicht mehr unbedingt am längeren Hebel sitzt, ECHT nicht mehr lesen!

  • P
    Papa-Ralf.de

    Solange sich unter deutschen Jungen herumspricht, dass sie als junge Männer später gegenüber den Müttern ihrer Kinder nahezu rechtlos sind, werden sie ihren Vätern, die sie lange vermissen mussten glauben und in den Zeugungsstreik treten - damit es ihnen besser geht, als den entsorgten Zahleseln.

    Soll sich deutsche Frau doch einen Vater für IHR "Püppchen" von sonst wo holen!

    Keine Rechtssicherheit für Väter - keine Bereitschaft zur Vaterschaft

  • P
    pekerst

    Fakten sind Fakten. "Falsche Fakten" kann es per definitionem nicht geben, lediglich falsche Tatsachenbehauptungen.

     

    "Die Elternzeit müsste künftig auf Väter und Mütter gleich aufgeteilt werden, und zwar so, dass Männer die Monate nicht an ihre Frauen abgeben können." Gibt es Vielweiberei in Deutschland. Nein, die Männer sollen die Monate nicht an ihre Frau abgeben können. Aber der Plural wird leider so geliebt im deutschen Journalismus, obwohl er nur für die Quantität steht und nicht für die Qualität.

  • AW
    Angelika Wolf

    Die Familienpolitik Frau von der Leyens ignoriert bewusst die Realität.

     

    Es gibt zu wenige Krippen-, Kindergarten- und Hortplätze und diese wenigen Plätze sind häufig unzureichend ausgestattet. Die Halbtagsschule ist noch immer die Regel.

     

    Mangelnde zeitliche Flexibilität oder gar Fehlzeiten durch erkrankte Kinder und in den Schulferien geschlossene Kitas erhöhen die Gefahr, im Berufsleben ins Abseits zu geraten.

     

    Das neue Unterhaltsrecht verlagert das wirtschaftliche Risiko, welches mit der Familienarbeit verbunden ist, nach drei Jahren komplett auf den erziehenden Elternteil (meist die Mutter). Posthum auch auf Mütter, die unter ganz anderen gesetzlichen Rahmenbedingungen und Kinderbetreuungsangeboten Familienarbeit leisteten (zumindest in den alten Bundesländern).

     

    Das Erziehungsgeld im ersten Lebensjahr des Kindes schafft wenig Anreiz, dieses Risiko einzugehen.

     

    Die Geburtenrate in Deutschland ist dafür noch erstaunlich hoch. Aber - unsere Bevölkerung schrumpft langsam. Und das ist eine gute Nachricht!

     

    Das Ende des Industriezeitalters, angesichts von Umweltverschmutzung, Überbevölkerung, Hunger, immer knapper werdende Resourcen und einer erheblichen Abnahme der bezahlten Erwerbsarbeit, sind weniger Kinder eine kluge Entscheidung!

  • MS
    Martin Simon

    Was wir brauchen in diesem Land sind echte Männer, die sich wieder für die Belange der Väter einsetzen und nicht einen auf frauenfreundlich machen nur um die eigene mickrige Karriere nicht zu gefährden.

  • KW
    Klaus W.

    Die Kommentatorin begeht den gleichen Fehler wie Frau von der Leyen: Sie begreift Familienpolitik als Frauenpolitik. Eigentlich unverständlich, denn das Potential bezüglich Kindern ist bei Männern wesentlich höher als bei Frauen. Würden Männer im gleichen Maße Kinder bekommen wie Frauen, würde die Geburtenrate um satte 10% steigen. Warum also werden die familienpolitischen Bedürfnisse der Männer ignoriert? Dabei ist die Liste ellenlang: Sorgerecht, Unterhaltsrecht, Vaterschaft nach Trennungen, väterfeindliche Gesetze, väterfeindliche Rechtssprechung usw. usf. Deutschland ist einsames Schlußlicht im europäischen Familienrecht. Wer, wie die Ministerin dies alles beharrlich ignoriert und sich dann noch wundert daß die Geburtenrate sinkt, hat sich offenbar vollständig von der Bevölkerung entfernt, zumindest vom männlichen Teil davon.

  • B
    Bruno

    Der Kommentar von Frau Janz hat vieles gemeinsam mit dem was Frau von der Leyen gestern sagte. Gemein ist beiden, daß die Belange von Männern vollständig ignoriert werden. Da ist die Rede von verbesserter Kinderbetreuung, von Änderungen bei der Elternzeit, einer Verhaltensänderung bei der Wirtschaft oder -der jahrzehntealte Klassiker- der Abschaffung des Ehegattensplittings. Diese Forderungen stehen ganz in der Tradition einer größtenteils mütterzentrierten Politik. Zum Kinderkriegen gehören jedoch immer noch Frau und Mann. Die Bedürfnisse von Männern werden in der familienpolitischen Debatte leider wieder vollständig unter den Teppich gekehrt. Kein Wort darüber daß Väter in Deutschland (als einziges Land neben Österreich in Europa) nicht einmal autonom das Sorgerecht erlangen können. Kein Wort darüber daß Väter nach einer Trennung oft nicht einmal ihre Kinder sehen dürfen. Kein Wort über die völlig einseitigen horrenden Unterhaltspflichten die einen Vater nach einer Trennung erwarten, und die Männern das Kinderkriegen hierzulande dauerhaft abgewöhnt haben. Frau von der Leyen sei, ebenso wie Frau Janz, mal empfohlen sich auf der Internetseite von Ex-Familienministerin Schmidt umzusehen. Dort wurden Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, warum Männer keine Kinder mehr wollen. Ganz oben steht als Begründung die völlig einseitigen Gesetze und die völlig einseitige Rechtssprechung. Hier wäre anzusetzen.

  • R
    Rechner

    Das Problem ist, dass man behauptet, einen Trend erkannt zu haben, ohne die statistische Signifikanz zu prüfen. Für das Jahr 2008 habe ich das mal durchgerechnet: Der "Rückgang" ist bei weitem nicht signifikant. Vermutlich war es auch der "Anstieg", mit dem die Ministerin argumentierte, nicht. So begehen die Ministerin und ihre heutigen Kritiker den gleichen Rechenfehler. Wem diese Argumentation mathematisch zu hoch ist, dem empfehle ich, 24 mal eine Münze zu werfen und sich die Abfolge von Wappen und Zahl zu notieren. Da kann man auch teilweise erstaunliche "Trends" feststellen, die doch nichts anderes als Zufall sind.

  • CR
    christine rölke-sommer

    na ja ... hatte denn wirklich wer geglaubt, dass geld kinder macht? - eines finde ich immer wieder ärgerlich, nämlich den ruf nach der besseren ausbildung für erzieher_innen. der gehört durch den ruf nach arbeitsbedingungen ersetzt, die es erzieher_innen erlauben, ihrer ausbildung entsprechend zu arbeiten. wozu nicht nur, aber auch, die bezahlung gehört. aber auch solch kleinigkeiten wie die gruppengröße, verfügbare mittel für besondere aktivitäten, gemeinsame fortbildung bei ausreichenden vertretungsmöglichkeiten, ausreichend küchenpersonal in auch für gemeinsames kochen mit kindern ausreichend großen küchen, eine verwaltungskraft auf einer vollzeitstelle mindestens, oder auch drei halbe (in größeren kitas auch gerne noch mehr). so in der richtung weitergedacht und ausgebaut, könnten betreuungs- und erziehungseinrichtungen zu solchen werden, die den namen verdienen und in denen mama+papa ihr/e kind/er gern lassen. - ob das mal möglich wird in einem land, in dem nachbarn einer kita sich mit einer klage wegen lärm zumindest erstinstanzlich durchsetzen können?

  • UR
    Uwe Richard

    Bisher ist mir die Tochter von Ernst Albrecht nur negativ aufgefallen; von der Art, wie sie in ihrem Wahlkreis in die Politik eingestiegen ist, über ihre verschiedenen (meist sinnleeren) Aktionen, die sie mit großem Medienrummel durchgezogen hat, bis zu ihren letzten bekannten Zensurbemühungen.

     

    Politik kann und soll nicht erziehen. Wer so etwas will, sollte das Beruf eines ErzieherInnen ausüben.

  • P
    Phil

    "Dass jetzt vom Statistischen Bundesamt bestätigt wurde, dass die Geburtenzahlen 2008 nicht gestiegen, sondern eingebrochen sind (...)"

     

    Die Formulierung "eingebrochen" ist bei einem minus von etwas über einem Prozent doch sehr marktschreierisch. Genauso würde niemand bei 1% Plus von einer "Explosion der Geburtenrate" sprechen, geschweige denn würde eine Gewerkschaft bei +1% jubeln (im Gegenteil).

    Wer mit solchen Schlagworten kommentiert, sollte nicht erwarten von den Lesern für voll genommen zu werden, auch wenn der Beitrag in der Sache sicherlich stimmt.

  • DW
    Dr. Werner Mayer

    Schon lange Zeit war Kindereichtum in den niedrigeren Einkommensschichten beliebter als in der gehobenen Mittelschicht. Das frühere Elterngeld über mehrere Jahre wurde gerne eingeplant und förderte mehr Kinder. Aber diese Kinder waren ja nicht mehr so erwünscht - jetzt hat die Familienministerin die Bescherung. Kinderkriegen und engagierter Beruf korrelieren in Deutschland negativ - zu sehen an dem geringen Anteil höheren Muttergeldes aus dem neuen Gesetz.