Kommentar Drohende Opel-Schließung: Das eigentliche Problem in NRW
Bei Opel drohen mal wieder Werksschließungen. Der Autohersteller hat es nicht leicht auf dem Markt, aber ständige Standortdebatten helfen da nicht.
D er Sieg der Dortmunder im Fußballpokalendspiel, der klare Sieg von Rot-Grün bei der NRW-Wahl – vielen Menschen in Nordrhein-Westfalen ist derzeit nach Feiern zumute. Aber schon gibt es schlechte Nachrichten aus dem fernen Rüsselsheim: Bei Opel soll mal wieder der Rotstift gezückt werden.
Das stellt auch das Werk in Bochum erneut infrage. Käme es dazu, wäre das ein harter Schlag für das Ruhrgebiet, das unter dem Strukturwandel und schwachen Kommunalfinanzen leidet. Rot-Grün würde mit einer kaum lösbaren Aufgabe starten: Wie soll Bochum, das schon die Schließung der Nokia-Fabrik hinnehmen musste, den Verlust seiner industriellen Basis verkraften?
Die Situation ist paradox: Der deutschen Autoindustrie geht es blendend; VW, Daimler und BMW fahren satte Gewinne ein. Nur Opel, das ordentliche (Familien-)Autos baut und hierzulande schon ein Elektrofahrzeug auf den Markt brachte, hat Probleme, hausgemachte Probleme. Denn während die Konkurrenz auf den wachsenden Märkten in aller Welt wildert, darf Opel dort nicht ran, weil der US-Mutterkonzern General Motors dort seine Eigenmarken absetzen will. Opel soll einen Sprint gewinnen – ist aber beinamputiert.
Richard Rother ist Redakteur im Ressort Ökologie und Wirtschaft der taz.
Auf dem gesättigten deutschen und europäischen Markt hat Opel indessen starke Konkurrenz: Am VW Golf kommt der Opel Astra nicht vorbei, und im Kleinwagensegment kommen aus Tschechien, Rumänien und Fernost gute und günstige Fahrzeuge. Daher erreicht Opel kaum profitable Stückzahlen: Opel ist ein Massenhersteller ohne Massenpublikum.
Vielleicht sähe die Lage bald besser aus, wenn das Opel-Management nicht bei den ersten Schwierigkeiten mit Produktionsverlagerungen oder gar Werksschließungen drohte. Denn eines ist klar: Ständige Standortdebatten verunsichern potenzielle Käufer.
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