Kommentar: DGB und Ruhrfestspiele : Raus aus dem Spießer-Verein
Die unheilige Allianz aus spießigen, christdemokratischen Stadtpolitikern in Recklinghausen und dem kleinbürgerlichen Vorstand des deutschen Gewerkschaftsbundes hat dem größten Bundesland in Deutschland einen Bärendienst erwiesen und hier jahrzehntelange Imagewerbung als Kulturstandort zunichte gemacht. Damit wurde auch bewiesen, dass sich die Verbindung von Kultur und DGB wie Materie und Antimatrie benimmt, und es zeigt, dass von diesem Selbstversorger-Verein keine Impulse für eine gesellschaftliche Entwicklung in Zukunft mehr zu erwarten sind. Wer nicht in den Kompostgeruch einer sich bereits aufgelösten Gewerkschaftsbewegung geraten will, sollte diese Kleingärtnergruppierung schleunigst verlassen.
„Das Theater darf nicht danach beurteilt werden, ob es die Gewohnheiten seines Publikums befriedigt, sondern danach, ob es sie zu ändern vermag.“ Dieser Satz stammt von Bertolt Brecht und ist absolut zeitlos. Vielleicht hängen ihn sich die Gesellschafter der Ruhrfestspiele aus Recklinghausen und Berlin mal eine Zeitlang über den Schreibtisch. Denn auch eine Zukunft des Arbeiterfestivals kann nur unter dieser Prämisse stattfinden, auch wenn ein Nachfolger für den Vollblut-Theatermann aus Berlin gefunden wird. Doch momentan kann sich niemand vorstellen, wer eine solche Aufgabe übernehmen sollte. Warum auch. Sollten die renommierten Ruhrfestspiele wieder auf Operetten-Niveau zurücksinken – heißt volle Säle, aber keine Inhalte – dann gehören sie augenblicklich abgeschafft. Nach No Fear wäre dann Null Bock angesagt.
PETER ORTMANN