Kommentar: Christian Jakob über den Ausstiegs-Wahlkampf : Zweifelhafte Ökologen
Das klingt saftig: Einen „nationalen Kraftakt für die Energiewende“ will die CDU-Spitzenkandidatin Rita Mohr-Lüllmann – jetzt, da die ohnehin schwache gesellschaftliche Akzeptanz der Atomkraft hierzulande noch schneller zerfällt als die Schutzmäntel des japanischen Katastrophen-Reaktors. „Schon immer“ schiebt die Pressestelle nach, sei die Abgeordnete „für den schnellen Ausstieg“ gewesen.
Ganz so wie ihr FDP-Kollege Mark Ella, der „schon in den 1980er Jahren“ gegen Atomkraft demonstriert habe, aber trotzdem erst heute auf die Idee gekommen ist, eine Arbeitsgemeinschaft gegen Atomstrom in seiner Partei zu gründen.
Dass es auch bei CDU und FDP Politiker gibt, die noch nie besondere Freunde der Atomenergie waren, mag sein. Und dass die Nachrichten aus Japan hier und da Umdenken auslösen, ist schlichtweg zu hoffen. Doch mit ihren Mandaten haben die beiden seit Jahren hohe Positionen in ihren Parteien. Damit sind sie mitverantwortlich dafür, dass erst vor fünf Monaten wider jegliche Vernunft der ohnehin dürftige Atomkonsens rückgängig gemacht wurde. Sich nun hinzustellen und zu beklagen, zwar schon immer atomkraftkritisch gesinnt, aber leider als marginale Minderheit nie gehört worden zu sein, ist gnadenloser Opportunismus.