Kommentar CO2-Ausstoß: Grenzenlose Unvernunft
Die internationalen Fluggesellschaften geben vor, sich um den CO2-Ausstoß große Sorgen und viele Gedanken zu machen. Tatsächlich passiert aber nichts.
W ie verhindert ein Industriezweig lästige Umweltauflagen? Die Luftfahrtindustrie liefert ein Lehrstück dazu ab. Es geht darum zu verhindern, dass sich die Eigner der klimaschädlichsten aller Transportmittel am Kampf gegen den Klimawandel beteiligen.
Ihre Taktik funktioniert wunderbar und lässt sich PR-mäßig toll verkaufen: Man fordert ein internationales Abkommen. Über die UNO solle man sich einigen, wie Flugverkehr weniger CO2 in die Luft bläst. Das klingt nach Weltgemeinschaft und nach globaler Verantwortung.
Passieren wird garantiert nichts. Internationale Gremien sind komplex, langsam, agieren meist jenseits öffentlicher Beobachtung. Hier Einfluss zu nehmen oder Beschlüsse zu verhindern, ist ein Leichtes. Deshalb ist die EU wie auch bei anderen Klimaschutzzielen allein vorgeprescht und hat einen - ohnehin wachsweichen - Plan vorgestellt: Alle Fluglinien sollen bis 2020 Emissionen reduzieren müssen, wenn sie Europa anfliegen.
ist Redakteur im Umwelt- und Wirtschaftsressort der taz.
Die internationalen Fluggesellschaften allerdings sind offenbar so mächtig, dass sie sich zutrauen, über die Regierungen mächtiger Nicht-EU-Länder das Vorhaben zu Fall zu bringen: natürlich bekenne man sich zum Klimaschutz, deshalb fordere man ja ein internationales Abkommen.
Dabei stellt sich die Frage: Was ist gegen die EU-Pläne vorzubringen? Es belastet alle Fluglinien gleichermaßen. Wettbewerbsverzerrungen sind also nicht zu erwarten. Die EU erlaubt sogar explizit, die Kosten an die Kunden weiterzureichen. Die meisten CO2-Zertifikate bekommen die Airlines indes geschenkt, den Gegenwert aber dürfen sie trotzdem den Kunden berechnen. Sie könnten also zusätzlichen Gewinn machen. Offenbar ist das Wort "Klimaschutz" in der Fliegerei aber so verpönt, dass die Fluggesellschaften diese Gelegenheit nicht ergreifen wollen.
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