Kommentar Bildungsstreik 2010: Eskalation führt zu Isolation
D ie beiden Bildungsstreiks im Juni und November 2009 sind ohne Frage die erfolgreichsten Proteste gegen eines der ungerechtesten Bildungssysteme seit einigen Jahren. Die Gründe des Erfolgs liegen zum einen in der offensichtlichen Dysfunktionalität vergangener Bildungs- und Hochschulreformen.
Weil diese Reformen auch ihren eigenen Maßstäben - wie Berufsbefähigung und Internationalisierung - nicht genügen, war ein positives Medienecho garantiert. Zum anderen hat der Bildungsstreik mit einer geschickten Kombination von dezentralen und zentralen Momenten, der zeitlichen Befristung und der räumlichen Begrenzung, etwa auf zentrale Hörsäle, Antworten auf die Bedürfnisse der aktuellen Studierendengeneration gefunden.
Dominik Düber ist Beiratsmitglied im Bund demokratischer WissenschaftlerInnen (BdWi).
Diese konnte den Protest bislang mit Studienanforderungen und finanziellen Nöten vereinbaren. Mit einem Besetzungsstreik würden genau diese Erfolgsfaktoren verworfen. Die Protestierenden laufen Gefahr, in Opposition zu einem großen Teil der Studierenden gebracht zu werden. Wer zum dauerhaften Mitstreiken gezwungen und zwangsbeglückt wird, wird davon nicht zwingend begeistert sein. Das führt die Proteste schnell in die Isolation.
Warum angesichts der nachweisbaren Erfolge die Eskalation der Proteste gesucht werden soll, erschließt sich nicht. Stattdessen müsste gerade programmatisch zugelegt und entwickelt werden, wie etwa ein Studium mit kritischer Praxisorientierung, gerechten Zu- und Übergängen, Geschlechtergerechtigkeit und anderen wichtigen Aspekten aussehen kann, damit die sich entwickelnde Debatte auch progressiv genutzt werden kann.
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