Die unternehmerischen Entscheidungen der Bahn AG nehmen zum Teil skurrile Formen an.
Ich hatte mich jehrelang darüber geärgert, daß man im Internet den Fahrradstellplatz für den Fernverkehr (IC/EC/...) nicht online buchen kann, sondern zum Schalter oder (teurer) Telefon laufen muß.
Zwischenzeitlich hatte ich mir eine BahnCard 100 (BC 100) besorgt, die mir mit einer üppigen Begrüßungsbroschüre, ich gehörte nun zu den exklusiven Kunden der DB (im Gegensatz zu den "normalen" Kunden), übersandt wurde. Die BC 100 schließt die Fahrradmitnahme gratis mit ein. Platzreservierungen im Internet kosten 2 EUR, am Schalter 4 EUR.
Am 1.8.2008 geschah das Wunder, die Fahrradstellplatzbuchung im Internet war möglich. Möglich für alle?
Mitnichten!
Denn die Buchung funktioniert nur im Zusammenhang mit Fahrkarten- und Fahrradkartenkauf. Da der velophile BC 100 Inhaber aber weder Fahrkarte noch Fahrradkarte braucht, ist er somit bei der Online-Buchung ganz exklusive aus dem Geschäft und zahlt weiterhin 4 EUR am Schalter statt 2 EUR zuhause. Nach Adam Riese zockt die Bahn AG dabei also jeweils 2 EUR ab.
Nun könnte man ja aufgrund der gedanklichen Unbewegtheit und organiatorischen Zergliederung der Bahn AG zu deren Gunsten traditionell dort angesideltes antiquiertes Denken vermuten. Derlei Denken könnte die Illusison beinhalten, BC 100 Besitzer hätten kein Fahrrad und würden die Online-Stellplatz-Buchung gar nicht brauchen. Doch tatsächlich ist Vorsatz im Spiel. Die Bahn AG hat inzwischen erklärt, es sich bei dem exklusiv für BC 100 Inhaber unbrauchberen Angebot um eine unternehmerische Entscheidung.
Aus welchen Gründe man als DB AG unternehmerisch entscheidet, seine exklusiven Stammkunden von einem Angebot auszuschließen, das damit nur den "normalen" Kunden zugänglich ist, kann das Unternehmen wie so oft nicht begründen.
Ein Versuch erfolgte Mitte August mit der Anmerkung, daß es für das Angebot noch keine Nachfrage gebe. Wie sollte das auch sein, wo doch vergleichbare Daten erst ca. 14 Tage vorlagen, soweit mißlungene Versuche der BC 100 Inhaber überhaupt zählbar waren. Das Online-Angebot gab es vorher für wen auch immer bekanntermaßen ohnehin nicht. Manchmal könnte man glauben, das Vorurteil, Statistik sei die Steigerung von Lüge, sei gar kein Vorurteil, sondern Realität.
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