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Kommentar ArbeitslosenzahlenSicherheit gibts nur noch gegen Geld

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Hartz IV wurde zum Synonym für Absturzängste auch der Mittelschichten. Die neuen Arbeitslosenzahlen sagen: Irgendwie geht es ja doch weiter - ohne die alten Sicherheiten.

E ine gute Nachricht ist eine gute Nachricht, trotz Wenn und Aber: Die Arbeitslosenzahlen sinken auf den niedrigsten Stand seit zwölf Jahren, die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten wächst. Konjunkturforscher warnen zwar schon, dass der Aufschwung spätestens im nächsten Jahr sein Ende erreichen wird. Aber trotzdem: Die Zeiten, in denen die soziale Lage in Deutschland am wachsenden Heer der Hartz-IV-Empfänger gemessen wurde, scheinen vorbei zu sein. Stattdessen wird jetzt ein alter Maßstab neu an das kollektive Wohlbefinden angelegt: Es geht ums Geld.

taz

Barbara Dribbusch ist Redakteurin für Sozialpolitik im Inlandsressort der taz.

Auf jenem Platz in der öffentlichen Wahrnehmung, wo früher die Horrormeldungen über die steigende Zahl der Langzeitarbeitslosen standen, spielt sich jetzt der Streit um Mindestlöhne und Nettoverdienste ab. Es ist kein Zufall, dass manche Sozialpolitiker heute gerne behaupten, Hartz IV stelle doch schon eine Art untere Lohngrenze dar, schließlich würde niemand freiwillig für weniger Geld arbeiten. Das ist erstens falsch, denn hinzuverdienende Ehefrauen beispielsweise haben gar keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld II und jobben daher oft für noch weniger Geld. Zweitens aber zeigt sich, dass es in der Entgeltdebatte offenbar an Maßstäben mangelt, wenn schon die "Stütze" als Lohnreferenz herhalten muss.

Was ein fairer Lohn ist, entwickelt sich dabei nicht nur zu einer existentiellen Frage eines wachsenden Dienstleistungsproletariats. In Zeiten, in denen die soziale Absicherung zunehmend zur Privatangelegenheit wird, gewinnt die Entgeltfrage auch für die Mittelschichtmilieus an Brisanz. Schließlich müssen aus dem Arbeitseinkommen die wachsenden Zuzahlungen für die Gesundheitsversorgung und Geld fürs Alter zurückgelegt werden - Sicherheit gibt es nur noch gegen Geld.

Hartz IV ist in den vergangenen zweieinhalb Jahren zum Synonym geworden für Absturzängste auch der Mittelschichten. Das hat sich verändert. Die Arbeitslosenzahlen sagen: Irgendwie geht es ja doch weiter. Aber anders als früher. Nicht für alle. Und ohne die alten Sicherheiten.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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2 Kommentare

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  • G
    Gosu

    Entweder verstehe ich Ihre Kritik nicht so ganz, oder sie haben vergessen ihrem Auftrag gerecht zu werden und die Menschen über die Hintergründe und das unverschämte Gebaren der Gewinnler heutiger Sozialgesetzgebung aufzuklären.

     

    Hier wird systematisch durch die Gesetzgebung die Verarmung der Massen beschleunigt und eine recht- und machtlose Unterschicht geschaffen auf dessen Rücken die heutigen Renditen erwirtschaftet werden.

    Kein Mittelständler wird seine Pfründe fürs Alter nutzen können. Den meisten wird im Alter von 50-60 das Geld sowieso aus der Tasche gezogen, wenn sie arbeitslos sind. Dank Hartz4 geht niemand mehr vermögend ins Alter denn zurückgelegte Reserven müssen ja aufgezehrt werden. Die lächerlichen Freibeträge und Mittel, die für Eigenversorgung zurückgestellt werden dürfen sind bereits durch Steuer und Gebühren der privaten Versicherer geschröpft und werden sich spätestens mit den Spekulationsblasen an den Aktienmärkten in Luft auflösen.

     

    Ich rate jedem seine Eigenverantwortung wahr zu nehmen und sich mit materiellen Wertgegenständen auszustatten und nicht auf einem Konto zu sparen, dessen Buch-Geld maximal zu einem Bruchteil abgesichert ist.

     

    Ein paar Goldmünzen oder Silberschmuck läßt sich dann auch vor den Langfingern in Staat und Wirtschaft sichern.

  • A
    Alster

    Deutschland ist dem Untergang geweiht. Geringe Löhne

    geringe Rente. Kein Geld für private Vorsorge.

    Wer soll später für die verarmten die Lasten tragen?

    Der Staat ist dermaßen hoch verschuldet, dass er

    diese niemals mehr los wird (das ist unmöglich).

    Dann die Kriege im Ausland, die Subventionierung

    der Kirche, die nicht mal Steuern bezahlen muss.

    Dienstwagenpark, Personenschutz die hohen Pensionen

    der Politiker und deren Kamarilla usf.; das kann

    nur Bestand haben, wenn der größte Teil der Bevölkerung in Armut gezwungen wird.