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KolumneDie Prinzen wiegen sich im Takt

Gedenksendungen sind etwas Nettes - unabhängig davon, wessen da gedacht wird. Am Ende siegt immer das Gute.

Zehn Jahre ist das nun auch schon wieder her. Achachach ja. Die Königin der Herzen tot, ganz tragisch war das damals, und ich habe es morgens auf dem Weg ins Bad von der Freundin erfahren, die ich gerade besuchte. Das interessiert zwar niemanden, so wie es auch niemanden interessiert, ob andere Leute gerade auf dem Weg ins Büro waren, als sie die Nachricht hörten, oder im Urlaub oder in einer Weltraumstation.

Bettina Gaus, Jahrgang 1957, ist politische Korrespondentin der taz.

Aber aus irgendeinem Grund wissen eben alle noch, wie sie von Dianas Tod gehört haben. So, wie sich die meisten auch noch erinnern, wo sie vom Fall der Mauer oder den Anschlägen des 11. September erfahren haben. Und manchmal erzählen die Leute es sich gegenseitig. Das ist der Nährboden, auf dem Gedenksendungen gedeihen.

Gedenksendungen sind ja ohnehin etwas Nettes - und zwar unabhängig davon, wessen da gedacht wird. Wenn man sich nämlich hinreichend für die Person interessiert, um den Fernseher anzuschalten, dann weiß man im Allgemeinen all das, was einem da erzählt wird, und man kann den eigenen Erinnerungen nachhängen. Achachach ja. Die Hochzeit von Diana hübsch anzusehen war sie schon. Was war man selber damals noch jung. Achachach ja.

Ein wohliges Gefühl erzeugen Gedenksendungen, und sie vermitteln den angenehmen Eindruck, dass man sich in der Welt und den Zeitläuften ganz gut auskennt. Noch beruhigender ist die Erkenntnis, dass das Gute und Moderne - was ja fast Synonyme sind - am Ende immer siegt. Jedenfalls im historischen Rückblick. Die ARD hat am Sonntagabend in ihrer Dokumentationsreihe "Duelle" den Kampf zwischen Queen und Diana nachgezeichnet. Lookalikes, die allerdings so sehr alike nicht looken, spazieren durch Parks und trinken Tee. Autor Michael Wech erklärt, worum es geht: Die Queen bleibt "für ihr Volk unerreichbar". Diana hingegen weiß "um die Magie, die sie ausstrahlt", und nutzt sie "als Waffe im Kampf um die Gunst des Volkes." Deshalb siegt sie schließlich im Duell der "Königin des Staates" gegen "die Königin der Herzen".

Als der Sarg der toten Prinzessin an ihrer ehemaligen Schwiegermutter vorbeifährt, neigt diese nämlich den Kopf. Ein unerhörter Vorgang, denn eigentlich verbeugt sich eine britische Monarchin nicht. Vor nichts und niemandem. Aber sie muss es tun - ihre Distanz zum Volk, ihre fehlende Bereitschaft zu trauern und ihre Unfähigkeit, die Moderne zu verstehen, haben das Land an den Rand einer politischen Krise gebracht: "Die Queen hat sich am Ende gebeugt, weil ihre Monarchie nur so weiterleben konnte." Und so hat Diana am Ende doch gewonnen. Vorhang.

Gehts noch? Hier die Faktenlage: Diana starb mit 36 Jahren, und ihr angeblich so souveränes Spiel mit den Medien hat zu den Umständen ihres Todes beigetragen. Die Queen ist 81 Jahre alt, höchst lebendig, und es gibt keinerlei Hinweise dafür, dass die Monarchie in Großbritannien nach ihrem Tod abgeschafft wird. Wer hat denn nun die Moderne begriffen? Und wer hat die Rolle und die Gefahr von Massenmedien richtig eingeschätzt?

Man kann es natürlich mit Fug völlig egal finden, wie Dokumentarfilmer und Klatschjournalisten posthum die Rolle von Diana bewerten. Käme einem nicht der finstere Verdacht, dass die Interpretation auch anderer, weniger trivialer Ereignisse, Entwicklungen und Personen demselben Deutungsmuster folgt und dass die Omnipräsenz der Medien zur Geschichtsklitterung eher beiträgt, als sie zu verhindern. Weil sich zu jeder passenden Interpretation das passende Bild finden lässt. Und weil die Macht der Bilder inzwischen allzu häufig mit der Realität verwechselt wird. Erinnert sich jemand an den Sturz der Statue von Saddam Hussein in Bagdad?

Die Bilder der prinzlichen Söhne von Diana, die sich beim Gedächtniskonzert für ihre Mutter verzückt lächelnd im Takt der Musik wiegen, rufen bei mir übrigens unerwartete, tiefe Sympathie für ihre langweilige, staubtrockene, distanzierte Großmutter hervor. Die es offenbar nicht für das höchste aller Ziele hält, ins Fernsehen zu kommen.

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