Kolumne: Liga ist besser als Pokal
Uefa-Präsident Michel Platini stellt seine Pläne für eine Reform der Europacup-Wettbewerbe vor. Er will es allen recht machen und erntet doch sogleich Protest
Meister VfB Stuttgart will "mutig" spielen in der Gruppe mit dem FC Barcelona, Olympique Lyon und den Glasgow Rangers. Bremen sieht sich als Mitfavorit in der Gruppe mit Real Madrid, Lazio Ron und Olympiakos Piräus. Schalkes Chef Josef Schnusenberg freut sich, dass er mit Rosenborg Trondheim "ein neues Fähnchen in unsere internationale Landkarte stecken" kann. Den Bayern ist all das wurscht, die spielen ohnehin nicht in der Champions League und sind heilfroh, dass sie nicht in eines dieser gefürchteten Länder des ehemaligen Ostblocks müssen, sondern bei Belenenses Lissabon in der lichten Hälfte Europas ihr erstes Spiel im Verlierer-Cup austragen dürfen.
Andreas Rüttenauer ist Sport-Redakteur der taz
Die Auslosung zu den europäischen Pokalwettbewerben in Monaco brachte wenig Überraschungen. Und doch achtete kaum einer darauf, was Michel Platini am Rande der Auslosung mitzuteilen hatte. Der Uefa-Präsident stellte seine Pläne zur Reform der Champions League vor. Die sind nun so ausgefallen, dass die kleinen Verbände, denen der selbsternannte Fußballsozialpolitiker einst so viel versprochen hatte, zumindest ein wenig mehr abbekommen vom großen Kuchen. Gleichzeitig wird den mächtigen und erfolgreichen Verbänden, die Platini als allzu präsent bezeichnet hatte, fast gar nichts weggenommen. Das also hat er sich ausgedacht: Ab der Saison 2009/2010 sollen die Verbände, die in der Fünfjahreswertung der Uefa vorne stehen, die drei Startplätze für die Gruppenphase der Champions League erhalten. Die drei nächstplatzierten Verbände sollen zwei Startplätze erhalten. Die Verbände von Platz sieben bis zwölf dürfen ihren Meister in die Champions League schicken. Sechs Mannschaften aus weniger gut platzierten Verbänden wären also direkt qualifiziert. Und die besten könnten nach wie vor vier Starter stellen. Denn Platini wünscht sich eine Qualifikationsrunde der Pokalsieger aus den 16 Topverbänden, von denen sich vier für die Champions League qualifizieren können, und will damit ganz nebenbei die Pokalwettbewerbe aufwerten.
Pokalsieger! Was ist schon der Pokal? Die Deutsche Fußballliga (DFL) hat schon aufgeschrien: "Wenn eine Mannschaft nach 34 Spieltagen in der Bundesliga auf dem dritten Platz steht, ist das sportlich wertvoller, als wenn ein Verein nach sieben Spielen, teilweise gegen unterklassige Mannschaften, Pokalsieger wird", sagte Holger Hieronymus, Mitglied im Ligavorstand. Nicht auszudenken, wenn dann eine unterklassige Mannschaft den Pokal auch noch gewinnen würde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker