Kolumne Wortklauberei: Pralle alte Klingelbeutel
Was treibt die Menschen an? Lauter spannende Fragen, lauter unspannende Antworten.
D as sind ja alles komplexe Thematiken heutzutage, und wer da mit einfachen Antworten kommt, dem misstraut man zu Recht erst einmal. Aber ich möchte doch einen Versuch wagen, die "spannende Frage" zu beantworten, die das Magazin Neon im Titel der neuen Ausgabe aufwirft: "Alle finden Fremdgehen falsch, viele machen es trotzdem. Die spannende Frage ist: warum?" Also, mein Tipp, vielleicht hilfts: wegen dem Ficken? Meditate on it.
In Lüttich "rätseln" sie jetzt über das Motiv des Amokläufers. "Sicherheitskräfte und Justiz rätseln über die Motive für den mörderischen Anschlag", hieß es am Dienstag, am Mittwochmorgen waren die Knobelfüchse immer noch nicht richtig vom Fleck gekommen, "das Rätselraten geht weiter". Ja, man fragt sich. Was nur treibt einen Mann, der als gewalttätig galt, der "wegen seiner Gewaltdrohungen polizeibekannt" war und bei dem vor Jahren zehn illegal gehortete Gewehre und knapp 10.000 "Waffenteile" gefunden wurden, was treibt so einen dazu, plötzlich ein paar von den Waffen zu nehmen und ein paar "Gewaltdrohungen" in die Tat umzusetzen? Und dann kommt zu der ganzen Rätselei noch eine Rechenaufgabe dazu: Wie schafft es einer, der 2008 zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden ist, nur drei Jahre später in seiner Wohnung eine Frau umzubringen und dann mit einem Sack voll Granaten und Knarren in die Innenstadt zu gehen und Leute zu erschießen? Wie lange die Belgier, bei denen eine Regierungsbildung anderthalb Jahre dauert, wohl brauchen, um all diese spannenden Rätsel zu lösen?
Vielleicht findet man auch noch die Frage spannend - obwohl man natürlich auch schon die Antwort kennt -, warum zwei rausgefressene Geldsäcke, denen die Mammonsoße schon vorn und hinten aus jeder Körperfalte rausdätscht, warum zwei gestopfte Raffwampen, auf deren Haufen der Wohlstand schon so oft draufgeschissen hat, dass sie mit dem Schaufeln gar nicht nachkommen, warum also zwei zum Platzen pralle alte Kingelbeutel wie Alfons Schuhbeck und Uli Hoeneß sich nicht zu blöd sind, dann auch noch bei McDonalds hinterm Werbetresen herumzurollen?
ist Autor der taz.
Hat man je - oder sagen wir: in den letzten drei Wochen - etwas Armseligeres gesehen als Uli Hoeneß, der sonst bei jeder Gelegenheit sich als harten Hund und unerbittliche Moralinstanz aufzuführen geneigt ist, wie er in einem Video vom Pressetermin mit dieser "Hütten-Gaudi"-Schürze dasitzt und seinen Wurstburger frisst? Ich darf "fressen" sagen, weil - wie man in den Werbespots ja sieht - wir in Bayern so zünftige Bazis sind und "fressen" bei uns nur eine volkstümlichere Art ist, "essen" zu sagen, und nicht beleidigend oder gar justiziabel.
Sonst würde doch auch Schuhbeck nicht so vom Leder ziehen, der im selben Video auf die Ökos schimpft: "Dieses Scheinheilige … nur an der Banane zu lutschen … Das sind doch die, die still und heimlich die Leberwurstsemmel fressen abends! Sollen sie doch nicht so einen Schmarrn daherreden!"
Ja. Man bekommt als Bayer oft Gelegenheit, sich seines Stammes zu schämen. Bitten sehen Sie uns diesen Mann nach.
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