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Kolumne UnbeliebtStrobl bestellt einen Schnaps

Kolumne
von Georg Löwisch

Oettinger gedeckt, Atomporno abgeräumt. Nun will Schäubles Schwiegersohn Thomas Strobl zum Machtfaktor in der CDU werden. Dafür muss er sich unbeliebt machen.

D er Politiker Thomas Strobl greift sich gerade so viel Macht wie nie in seinem Leben. Er will Chef der CDU Baden-Württemberg werden, des zweitgrößten Landesverbandes der Partei. Schon jetzt tickern öfter Interviews mit ihm über die Bildschirme, und dabei ist aus dem Südwesten gerade stärker nachgefragt, was die Grünen dort so mit den Autos und der Eisenbahn anstellen. Aber aufgelöst hat sich die baden-württembergische CDU eben auch nicht, und deshalb ist der Landesparteitag nächste Woche nicht nur in der Binnenlogik des Thomas Strobl ein wichtiger Moment.

Dieser Mann hat erst mal etwas Unnahbares, was sich dadurch verstärkt, dass ich mich an diesem Abend ausstaffiert habe wie ein Politiker. Mit Anzug und geputzten Schuhen, während der Politiker in Jeans und Pullover herbeispaziert kam. Aber das löst sich, als die Suppe da ist.

Überhaupt: die Suppe. Immer, wenn wir uns trafen, gab es sie. Er hat sie 2006 in Stuttgart den Journalisten servieren lassen, kurz bevor Günther Oettinger seinen einzigen Wahlsieg feiern durfte. An einem Junimittag 2008 in Berlin schaute er ganz glücklich, als im taz-Café Kartoffelsuppe auf der Karte gestanden hat. Und die Kraftbrühe im Mai 2011, als Winfried Kretschmann zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, hat er auch gebrauchen können.

Bild: taz

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Er hat sie stets behutsam gegessen, Löffel für Löffel, er sieht auch heute wieder so bescheiden aus dabei. Man kann die Suppe als Bild für seinen Weg nehmen. Vorsitzender des Immunitätsausschusses im Bundestag. Vorsitzender der CDU-Landesgruppe Baden-Württemberg. Vorsitzender des Vermittlungsausschusses. Amt für Amt, ein guter Lerner. Und einen erfahrenen Lehrmeister hat er auch, denn das ist Wolfgang Schäuble.

Er hat ihn sozusagen geheiratet, seine Frau ist die älteste Tochter des Finanzministers. Einmal veröffentlichte Strobl einen Zeitungsbeitrag über das Wesen der Konservativen und da klang er wie der Schwiegervater.

DER AUTOR

GEORG LÖWISCH leitet die sonntaz-Redaktion.

Während er sich durch Berlin lernte, kümmerte er sich noch um zwei unfähige Ministerpräsidenten in Stuttgart; er deckte Oettingers Filbinger-Wahnsinn genauso wie den Atomporno von Stefan Mappus. Nur selten fiel sein eigenes Gehirn aus wie 2010, als er einen Stuttgart-21-Gegner für die Nazivergangenheit seines Vaters in Haftung nahm.

Jetzt muss er zupacken

Aber alles in allem hat Strobl sein Metier beherrschen gelernt, nur ist er jetzt schon 51. Wenn er nicht als Nachwuchspolitiker noch älter werden will, muss er jetzt zupacken.

Er sagt, dass man nun viel zuhören müsse in der CDU, ernst nehmen, zusammenführen. Er braucht eine fürsorgliche Note, auf dem Parteitag tritt ein gemütlicher Landtagsabgeordneter gegen ihn an. Strobl würde die krisenhafte Partei wohl von Natur aus lieber mit der Entschlossenheit kurieren, mit der er die Versäumnisse ihrer Atompolitik aufbohrt: Fehler. Fehler. Fehler! Und die Südwest-CDU? "Schockzustand." "Aber die Wirkung des Adrenalins setzt jetzt ein." Er klingt martialisch, aber sein Gesicht bekommt auch einen genießerischen Zug dabei.

Härte und Genuss. Strobl bestellt einen Schnaps.

Es ist nötig, dass sich jetzt einer unbeliebt macht. Unabwählbar und dann Opposition – damit die internen Kämpfe nicht zu hart werden, braucht es einen Prügelknaben. Er guckt fast fröhlich. Am 23. Juli ist Parteitag.

Nach der Suppe hat Thomas Strobl übrigens noch ein großes Schnitzel bekommen.

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2 Kommentare

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  • V
    vic

    Suppe, Schnaps, Schnitzel, und anschließend auf`s Klo. So einen braucht das "Ländle".

    Was die CDU angeht: Die kommen wieder- leider.

    Es sei denn, die S21-Tunnelarbeiten enden in einer Katastrophe.

    Was ich zugunsten der Arbeiter natürlich nicht hoffe.

  • S
    schorsch

    Menschen in der "C"DU haben es auf jeden Fall besonders schwer, einfach Mensch zu sein. Wer sich selbst nicht fühlt, kann sich auch in andere Menschen nicht hineinfühlen. Das ist ein Sozialisationsproblem. Nicht selten.