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Kolumne PressschlagSchnitzel und Schweinebraten

Ambros Waibel
Kolumne
von Ambros Waibel

Bayern hat die Pfalz lange und meistens beherrscht. Wenn es indes hinten und vorne fehlt, wird es jedoch schwierig.

G elegentlich tritt man in München noch auf Gullydeckel, die in Kaiserslautern hergestellt worden sind - damit ist das Verhältnis der beiden Städte schon beschrieben. Die Sache mit den Gullydeckeln kommt wohl daher, dass die Industriesiedlung an der Lauter einst bayerisch war, je nach Zählweise bis 1933 oder bis 1946. 1956 sollte es gar ein Volksbegehren zur Rückgliederung der "Rheinpfalz" an den bayerischen Staat geben, das allerdings am Quorum scheiterte.

Im Westen sieht man die Frage, wer wen beherrschte, auch gern mal falsch, weil nach dem Aussterben der bayerischen Wittelsbacher zwischenzeitlich ein Pfälzer auf den Münchner Kurfürstenthron kam, Karl Theodor, der nichts Besseres im Sinn hatte, als das primitive Bayernland an Österreich loszuwerden, um im Gegenzug das heutige Belgien, damals Österreichische Niederlande genannt, zu bekommen.

Seine Münchner Hauptstädter goutierten das sehr wenig, weswegen der innerstädtische Karlsplatz bis heute bevorzugt mit seinem alten Namen Stachus genannt wird.

Gegen den Tausch, der Österreich perspektivisch lang vor der Schande von Córdoba zu einer fußballerischen Großnation gemacht hätte (Beckenbauer, Maier, Lahm, Müller I+II, Schweinsteiger etc.) hatten aber die Preußen was, Friedrich II. hätte seitdem als Retter Bayerns in die Geschichte eingehen dürfen.

Ambros Waibel

ist Redakteur im Meinungsressort der taz.

Er und die Nachwelt legten aber mehr Wert auf die üblichen Gemetzel, die große Männer anrichten - selbst schuld.

Es war also ein Match zwischen klein und groß, zwischen Metropole und Provinz, zwischen Schweinebraten und Schnitzel, das am Freitagabend gegeben wurde.

Van Gaal wollte am Beginn der Saison nicht zu einem Aufsteiger, ohnehin wird er nicht müde, ein schwieriges Jahr für den FC Bayern zu prognostizieren. Tja, muss man es da vergangenheitsbewältigungsmäßig dem größten aller Trainer doch noch mal auf die Breze schmieren: Hätte er halt im Champions-Finale ein wenig weniger präpotent spielen lassen, dann wäre dieser Termin im dunklen Pfälzerwald gar nicht gelaufen; dann hätte Bayern schön in Monaco beim Supercup gegen Atletico gespielt.

Und wie ging das Spiel am Betzenberg denn nun aus? Genau: 0:2. Genau: wie in Madrid. Weil Bayern ein Problem hinten hat, wenn Müller vorn nicht trifft.

Weil Bayern nur mit Robben und Ribéry - sein Fehlen im Championsfinale wurde vom Trainer damals als mitspielentscheidened gewertet - galaktisch gut ist.

Und so entscheiden dann eben die berüchtigten Tore aus dem Nichts so ein Spielchen, und das Publikum freut sich. Und das ist in Ordnung, ein weiteres Benefizspiel halt, diesmal nicht für die Bilanz des 1. FCK, sondern für die Seele des Vereins, dessen Anhänger ästhetisch zum Teil langsam in den 1990er Jahren ankommen. Das Tor von Ivo Ilicevic war dagegen zeitlos, ach was: neidlos schön.

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Ambros Waibel
taz2-Redakteur
Geboren 1968 in München, seit 2008 Redakteur der taz. Er arbeitet im Ressort taz2: Gesellschaft&Medien und schreibt insbesondere über Italien, Bayern, Antike, Organisierte Kriminalität und Schöne Literatur.
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1 Kommentar

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  • K
    Kluchscheißer

    "Die Sache mit den Gullydeckeln" hat nichts damit zu tun, dass die Pfälzer Wittelsbacher einst auf den bayerischen Thron gerieten und die Pfalz daraufhin bis 1945 zu Bayern gehörte, sondern damit, dass es in Kaiserslautern ein Guss- und Armaturwerk gibt, das u.a. Kanaldeckel herstellt. Und deswegen wird der Name Kaiserslautern nicht nur im bayerischen, sondern auch anderswo immer mit Füßen getreten.