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Kolumne PressschlagVizebayern macht weiter

Kolumne
von Markus Völker

National wurde der FC Bayern von Borussia Dortmund teilweise vorgeführt, international scheiterte der Verein an sich selbst. Und jetzt? Nur wenig wird sich ändern.

Dreimal Zweiter geworden: Jupp Heynckes. Bild: dpa

V izebayern ist ein Titel, mit dem der Klub von der Säbener Straße nur schlecht leben kann. Der FC Bayern will immer Titel gewinnen, viele Titel. Jetzt haben sie schon das zweite Jahr hintereinander nichts gewonnen. Sie sind heuer immer nur Zweiter geworden, in der Meisterschaft, im Pokal, in der Champions League.

Das wäre für andere Mannschaften ein hübscher Erfolg, für die Bayern ist es eine kleine Katastrophe, weil Platz Zwei am Selbstverständnis des Klubs kratzt. Seine Mia-san-mia-Mentalität muss er nun (geringfügig) abwandeln und um ein paar Gesten der Demut und des Understatements erweitern.

National wurden sie von Borussia Dortmund teilweise vorgeführt, international scheiterten sie an sich selbst. Demut ist ein Wort, das Bayern-Präsident Uli Hoeneß schon vorm Finale in den Mund genommen hat, freilich eher aus taktischen Erwägungen. So wird er es auch künftig halten, denn an der Gesamtstrategie des Klubs dürfte sich nur wenig ändern.

Bild: taz
Markus Völker

ist Sportredakteur der taz.

Zwar ist es seit dieser Spielzeit auch mit den Duselbayern vorbei, doch mit einem gut gefüllten Festgeldkonto und dem nötigen Abstand zum Chelsea-Spiel wird sich der FC Bayern wieder auf seine Grundsätze berufen, die sich nicht so schnell verflüchtigen: das Star- und das Regionalprinzip und den Ansatz, dass der Klub letztlich größer ist als der Trainer und die Mannschaft.

3 Champions-League-Finales in den vergangenen 13 Jahren verloren

In der Rückschau werden sie das Finale vom Samstag als einen Betriebsunfall des Fußballs verstehen, als eine merkwürdige Volte des Schicksals, denn die Wahrscheinlichkeit, dass Chelsea dieses Endspiel würde gewinnen können, erschien vergleichsweise gering. Und doch müssen sich die Münchner fragen, warum sie drei Champions-League-Finales in den vergangenen 13 Jahren verloren haben.

Es gab 1999 das Drama von Barcelona, an das sich jetzt viele Bayern-Fans erinnert fühlen, das 0:2 gegen Inter Mailand vor zwei Jahren und jetzt die Frustpartie von Fröttmaning. Die Aufarbeitung dürfte in dem Leitmotiv gipfeln: Weiter so! Denn Neuorientierungen oder kleine Umstürze haben dem FC Bayern des Uli Hoeneß noch nie gut getan.

Erinnert sei an die Klinsmann-Ära, in der sich der Klub neu erfinden wollte, doch mehr als Buddha-Statuen und frustrierte Spieler waren da nicht. Oder das Kapitel van Gaal. Der Holländer stellte sich in all seiner Hybris über den Klub und verstieß damit gegen Paragraf 1 der Bayern-Verfassung: Sei ein braver Arbeiter im Weingarten des Herrn (Hoeneß)! Es wird wohl im alten, gar nicht so schlechten Trott unter Jupp Heynckes weitergehen.

Interessant wird es allerdings dann, wenn der FC Bayern wieder glaubt, das Ruder herumreißen zu müssen. Mit einem Trainer, der nicht Motivations-, sondern Konzeptfußball spielen lässt, wäre das sicherlich der Fall. So ein Trainer hieße zum Beispiel Jürgen Klopp. Aber der hat gerade in Dortmund anderes zu tun. Er arbeitet an der dauerhaften Degradierung der Superbayern zu Vizebayern.

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Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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14 Kommentare

 / 
  • VO
    VfB Oldenburg-Fan

    >>Und doch müssen sich die Münchner fragen, warum sie drei Champions-League-Finales in den vergangenen 13 Jahren verloren haben.

  • S
    S.W.

    @ Bitte?: 4:1 in Berlin, Großkreutz tunnelt Schweinsteiger, Lewandowski beult das Netz aus. - Sie werden sich erinnern: dieser unzusammenhängend vorgetragene Angriff mit dem Abschluss "Sonntagsschuss".

  • S
    schwarz

    Die meisten Bayernspieler sind noch jung genug, um (ohne Robben) erfolgreicher zu spielen. Verloren hat dieses Spiel vor allem dieser Selbstdarsteller, nicht wegen des Elfmeters, sondern wegen seiner bekannten fantsielosen Art, immer wieder in die Mitte zu laufen. Schlimmer noch: von seinen gefühlt 12 Eckbällen war nicht einer gefährlich. Und warum gestehen Mannschaft und Trainer diesem Egomanen immer wieder seine 11m-Flops zu ? Unfassbar! Diese Mannschaft drückt sich vor Entscheidungen. Sie haben nicht nur "auf dem Weg zum Elfer keine Eier" (Zitat Schweinsteiger), sondern verdienen den Titel Championsleague-Sieger schon darum nicht, weil sie als selbstbewusste Persönlichkeiten versagt haben. Stattdessen kann aber ein Philipp Lahm immerhin über ukrainische Politik kluge Statements von sich geben (wer auch immer ihn als Sprachrohr benützt haben mag).

    Wenn schon Bayer Lever - kusen bundesweit (gern genüsslich auch in München) als "Vize - kusen" verhöhnt wurde, kann es entsprechend für Bayern Mün - chen nur diesen neuen Titel geben : "Vize-chen" !

     

    Glückwunsch an Lampard, Drogba und Czech, die jahrelang (allerdings mit anderen Mitspielern) großartigen Fußball gezeigt haben, verdienen unsere Anerkennung. Diese vorbildlichen Sportler haben es verdient, dass ihnen zum Ende ihrer Karriere dieser Erfolg in den Schoß gefallen ist, obwohl mit diesem Rest der Mannschaft nur noch erbärmlicher Mauerfußball möglich ist. Die Genialität und die Geistesblitze dieser drei (Lampard sperrte beim 1:1 gezielt und gekonnt Boateng weg) waren mehr wert als das schöne, aber erfolglose Spiel der Bayern.

    Zudem haben sie demonstriert, dass die mit voller Wucht geschossenen Elfmeter den größten Erfolg versprechen.

  • DF
    der Fußball

    Ich finde dass die Bayern gestern verdient verloren haben. Keine Ideen. Keine Kreativität. Keine Klasse. Ribery lässt sich nach einem angeblichen Foul an ihm schmerzschreiend auswechseln (läuft dann aber locker hoch zur Abholung der Medaille). Schwerer Fehler. Weiter wird Müller ausgewechselt. Ähm? Warum?

     

    Heynkes muss gehen.

     

    Chelsea schießt innerhalb von 2 Minuten ein Tor. Als es nötig war. Wer hat nun mehr Klasse? Der FC Bayern, der völlig kopflos gegen das Tor anrennt - unfähig ruhig und zielstrebig den Ball laufen zu lassen - und so zum Abschluss zu kommen.

     

    Heynkes muss gehen.

     

    Schweini, Müller. Bartstuber...sehr ihr eigentlich wie die ausschauen? Abgemagert, dürr - als würden sie die Tour de France fahren. Hier stimmt was nicht.

    Keine Zirkulation findet statt. Die Spieler werden verbraten.

     

    Heynkes muss gehen.

     

    Denn die ganze Mannschaft kann man nicht wechseln.

     

    Gomez war wirkungslos. Ribery hat mehr schlechte als gute Tage. Robben, der ewig überschätze. Linie runter, nach links ziehen, schießen. Manchmal.

     

    Hoeneß mag ein guter Manager sein. Aber wenn er schon nen alten Kumpel holen muss, der die Seinen trainiert. Ach Freunde, so geht das nicht. Gar nicht.

     

    Ich hätte mich ehrlich gefreut, wenn die Bayern gestern nen geilen Fußball gespielt hätten. Haben sie nicht. Die Substanz fehlt und nun müssen sie auch noch EM spielen. Gesund kann das alles nicht sein.

     

    Ich wünsche mir für die Spieler eine erholsame Regeneration. Mehr Mut, mehr Größe, mehr Stil und mehr Demut.

     

    Dortumund RULES! Klopp ist derzeit das Maß aller Dinge hier in Deutschland. Gut, dass er nicht bei den Bayern ist. Dort zwischen den dicken Nerviger und Hoeneß ...würds keinen Spaß machen.

     

    Tschau

     

     

    PS

    Es ist nur Fußball

     

    PSPS

    Ich weiß das Bartstuber nicht gespielt hat...

     

    n8

  • DK
    Der Kritiker

    2002 - VizeDortmund (UEFA Pokal),

    2002 - Vizekusen (Champions League),

    2002 - VizeWeltmeister,

    2008 - VizeEuropameister,

    2009 - VizeBremen (UEFA Pokal),

    2010 - VizeBayern (Champions League),

    2012 - VizeBayern (Champions League),

    Wer verliert als nächstes???

  • T
    topfnicker

    Zu dieser sehr einseitigen und hämisch Darstellung

    kann ich nur sagen, dass Bayern der beste

    Verein Deutschlands bleiben wird und in

    den nächsten Jahren noch einige Titel holen

    wird.

    Daran kann auch kein dauergrinsender

    Lilalaunekloppo etwas ändern - ihr werdet sehen...

  • T
    tazitus

    Niedlich, die Kommentare der Bayern-Fans. Und eine Vielzahl der Bayern-Spieler und -Trainer war nicht im Stande, den Gruß des Bundespräsidenten zu erwidern.

    Es fehlt an Größe. Mein Mitleid haben sie trotzdem und gerade drum.

  • F
    F.J.S.

    In der taz hasst man Bayern. Das Land. Nicht wegen des FC sondern weil man dort nicht links wählt. Am meisten aber, weil man damit auch sichtbar erfolgreicher ist als linke Schuldenregierungen. Ganz einfach. Bayern München ist Zweiter in Europa. Unglücklich verloren wie es im Fußball vorkommt. Andere würden jubeln überhaupt so weit zu kommen. Es ist so wie wenn Wowereit den Flughafenexperten geben und dem Münchner Flughafen Tips geben würde. Jetzt kann sich der linke politische Hass hinter Fußball verstecken, den Linke schon immer als Prolensport verunglimpften, um dann wieder für "die Arbeitersache" auf den Straßen zu marschieren. Eure Analyse ist darüber hinaus auch noch schlecht recherschiert. Von Fußball keine Ahnung aber mal die Gelegenheit nutzen Menschen in die Eier zu treten die einem politisch nicht passen. Naja, taz eben. Fußball ist manchmal hart aber es ist eben ein Spiel. Mit Politik hat er nur gemein, daß man dort nur erfolgreich ist wenn man im Management statt "Retter"-Shirts lieber solide Arbeit produziert. Antilinks und erfolgreich. Das täte berlin mal sehr gut. Politisch wie bei der Hertha. Ich freue mich auf die EM. Dann auf die landtagswahl. Deutsche Fahnenmeere und hasserfüllte Gesichter in der taz. Das werden zwei schöne Feste. Dann ist die bittere Niederlage vergessen.

  • M
    macnice

    Jetzt jammern die Bayern wieder, dass sie die deutlich bessere Mannschaft seien und nur durch Elfmeterlotterie um den verdienten Titel gebracht wurden. So gejammert wurde schon nach dem Verlust der Meisterschaft und des DFB-Pokals. Ja, warum nur schiessen sie dann keine Tore in den entscheidenden Spielen? Vielleicht sollte ihnen mal jemand erklären, dass es genau darauf ankommt?!

  • DD
    D. Duwendag

    Herr Klopp ist zwar durchaus ein erfolgreicher Trainer - in Dortmund, wo er auch bleiben sollte! Ein Trainer, der sich am Spielfeldrand aufführt wie ein wildgewordenes Rumpelstilzchen passt nicht auf die Bayernbank, von der aus besonnene, ruhige Trainer die Mannschaft erreichen und vor ihr auch sicherlich eher anerkannt werden. Darüber hinaus werden sich möglicherweise einige Bayernfans von einen Trainer Klopp distanzieren, und was das bedeutet, haben wir im Fall Neuer noch in Erinnerung.

  • B
    Bitte?

    Wann wurde Bayern von Dortmund "vorgeführt"? Muss ich verpasst haben. Und welches Spiel gegen Inter Mailand meint der Autor bloß, das mit 1:3 verloren gegangen sein soll? Und ist es nicht genau die Denke, einfach anderswo erfolgreiche Personen zum FCB zu holen, die man den Bayern immer wieder als Konzeptlosigkeit vorgeworfen hat?

    Und wann hat die taz eigentlich aufgehört eine Zeitung zu sein, die sich durch intelligente und gegen den Meinungsstrom gerichtete Kommentare auszeichnete?

  • ES
    Edgar Schmitt

    Ich find´s schön, dass Bayern seit 2 Jahren keine Titel holt.Es ist aber auch ätzend, dass so ein künstlich aufgeblasener Russenmiliardärsclub nun doch die Championsleage gewonnen hat.Es gibt halt immer 2 Seiten einer Medaille.....

    KSC forever!

  • JP
    Jürgen Pohl

    Wieder zweiter, trotzdem weiter.

     

    Als "Rekordmeister" machen die Bayern weiter und werden auch zukünftig wieder die Titel holen.

     

    Kurzer Einwurf zu Dortmund: ob Dortmund in etwa Bayerns Größe erreicht, wird Dortmund in den internationalen Wettbewerben beweisen müssen.

     

    In der Bundesliga unter den drei bis vier Mannschaften zu sein, die "Bundesliga-Reife" haben, ist, denke ich mal, nicht so schwer.

     

    Selbst durch solch äußerst bittere Niederlage kann sich der FC Bayern immer wieder darauf berufen, "sehr gesund" zu wirtschaften und nicht am Rande des Konkurses zu agieren.

     

    Darum wird man von den Bayern immer noch sprechen können, wenn andere Mannschaften schon im eigenen "Schuldensumpf" untergegangen sein werden...

     

    Also, weiterhin "Mia-san-mia" (und hoch das Bier).

     

    Auf viele weitere Siege des FC Bayern.

  • BK
    Ben Kilb

    bevor Sie eine solche Kolumne schreiben und sich Ahnung vom Fussball anmaßen, sollten Sie besser recherchieren. Im Finale 2010 hat der FCB mit 0:2 gegen Inter Mailand verloren. Auch hat dem FCB der vangaalsche Umbruch gut getan. Denn seitdem spielt das Team mit den schönsten Fussball in Europa, wenn auch nicht erfolgreich...