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Kolumne Press-SchlagAlles Lüge!

Hört man die Schlusskonferenz im Radio, könnte man denken, auf Bundesligaplätzen sei wirklich was los. Na ja.

Wenn ein Flughafenausbau geplant wird, eine neue Autobahn, wenn die Kinder aus dem Neubaublock anfangen, auf der Straße Fußball zu spielen, dauert es nicht lange und eine Bürgerinitiative wird gegründet. Der Kampf gegen die Lärmbelästigung wird erbittert geführt, auch wenn er noch so aussichtslos scheint. Nur gegen den Krach, den die ARD-Radiosender jeden Samstagnachmittag veranstalten, gegen den will sich so recht niemand zur Wehr setzen. Warum fordert niemand die Abschaltung der Bundesligaschlusskonferenz, der allwochenendlichen Lärmverschmutzung via Äther.

Bild: taz

Andreas Rüttenauer ist Sportredakteur der taz.

Wer einmal ein Spiel von Cottbus im Stadion gesehen hat, wer bei Hertha im Olympiastadion zu Gast war, wer je in Hannover 90 Bundesligaminuten verbracht hat, der weiß, dass nicht stimmt, was die Schlusskonferenz der Hörfunkreporter vorgaukelt. Wer da zuhört, der muss glauben, in Deutschlands Fußballarenen herrsche immer eine Bombenstimmung. Die Reporter schreien in einer Tour, so als täten sich die Reporter schwer, gehört zu werden. Sie beschreiben Spielzüge, als herrsche ein irrsinniges Tempo auf dem Platz, nennen innerhalb von zehn Sekunden 30 Spielernamen, um dann zu sagen: "Jetzt überschreitet er die Mittellinie!" Im Hintergrund tobt das Stadion aus purer Freude über ein ereignisloses 0:0. Und wer der Rundfunkinszenierung glaubt, der muss "Dr. Angeeela Merkel" beneiden dafür, dass sie - als neues Ehrenmitglied Nummer 13 - das stimmungsvolle Spitzenspiel zwischen ihrer Energie aus Cottbus und Borussia Dortmund miterleben darf. Nein, der Radiolärm aus den Stadien, er ist verlogen.

Und Manni Breuckmann? Vergesst ihn! Jede Woche begibt er sich auf die Jagd nach dem besten Reporterspruch des Spieltags, um seinem Status als Ruhrpott-Original gerecht zu werden. Am Samstag saß er in Duisburg und machte sich über den MSV-Rumänen Julian Filipescu lustig. Oder meinte er das etwa ernst, als er den trägen Defensivmann "einen Riiieeeesenfußballer" nannte? Dann hat er einen schlechten Tag gehabt. Denn sonst war nichts so richtig witzig, was Breuckmann von sich gab. Vielleicht lag es daran, dass Schalke schon am Freitag gespielt hatte und Dortmund auswärts unterwegs war. So musste Breuckmann nach Duisburg. Sicher, der Meidericher SV ist auch für einen Kultreporter mit eingebauter Witzgarantie eine hohe Hürde auf dem Weg zur Pointe. Vielleicht ist Manni Breuckmann aber gar nicht lustig. Vielleicht ist er genau so daneben wie die ganze Schlusskonferenz.

Also liebe Leute, kämpft ruhig weiter gegen Flugzeug- und Autolärm! Aber lasst die Kinder auf der Straße spielen und ruft stattdessen zur Großdemonstration gegen die ARD auf: Schluss mit der Bundesligaschlusskonferenz!

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1 Kommentar

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  • KS
    K. Schoer

    Wörtlich kann ich es nicht mehr wiedergeben, aber sinngemäß haben die Hörfunkreporter in Duisburg und Cottbus gesagt: "Ein grausames Spiel.". In Berlin war "nichts los, außer Mittelfeldgeschiebe" und auch der Reporter aus Bremen sprach von einem für diese Temperaturen doch ungewöhnlichen Sommerfußball, der offensichtlich in den meisten Stadien gespielt würde. Das ganze war in der Halbzeitkonferenz zu hören. Also wurde durchaus ein Eindruck von der Qualität der Spiele vermittelt.

    Wenn dann in der 92. Minute das 2:3 in Duisburg fällt, halte ich es durchaus für legitim, wenn Herr Breuckmann dieses laut schreiend kundtut und die mindere Qualität der Begegnung für einige Augenblicke in den Hintergrund schiebt.

    Fußball im Radio lebt nun einmal von der Spannung und vielen Toren, ob es ein gutes oder schlechtes Spiel war, ist eher sekundär. KSC gegen Leverkusen kann man sich ja dann noch in der Sportschau ansehen.