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Kolumne LaufenDer Retter in der kurzen Hose

Kolumne
von Dieter Baumann

Opel am Laufen halten - das kann ich auch! Und ich versichere: In meinem Schrank ist kein einziger Anzug.

A m 20. Mai um 18 Uhr war Fristablauf. Dann sollten alle Kandidaten ihre Konzepte zur Rettung von Opel vorlegen. Im Wirtschaftsministerium gingen sie nervös auf und ab. Am Ende blieben drei Kandidaten übrig. Ripplewood / RHJ - ein Finanzinvestorenhaufen aus den USA, der österreichisch-kanadische Multimillionär Frank Stronach mit seiner Firma Magna und der italienische Autobauer Fiat.

Bild: taz

Dieter Baumann (42) ist mehrfacher Olympiasieger in verschiedenen Laufdisziplinen, arbeitet als Motivationstrainer und Autor. Er träumt davon, ein "Lebensläufer" zu sein, für den der Weg immer wichtiger bleibt als das Ziel.

Zunächst einmal zu Ripplewood: Das Wort Finanzinvestor klingt mehr als verdächtig, und deshalb war klar: Das ist nichts für Opel. Zu Fiat: Seit wann können die Italiener wirtschaften? Und als der Fiat-Boss Signore Sergio Marchionne mit Pullover gekleidet vorfuhr, hatte sich wahrscheinlich unser Bundeswirtschaftsminister schon entschieden: Magna sollte es werden.

In Österreich gibt es dazu eine kleine Geschichte. Seit über einem Jahrhundert gibt es im Herzen von Wien eine Galopprennbahn. Die Gebäude sind baufällig, aber wunderschön und stehen zur Recht unter Denkmalschutz. Frank Stronach, der Magna-Boss, kehrte vor einigen Jahren in sein Heimatland zurück. Von der Galopprennbahn mitten in Wien wollte er nicht viel wissen. Vielleicht weil es zu viele Auflagen und wenig Steuergelder gab. Deshalb baute er in einem Wiener Randbezirk eine zweite Rennbahn. Leider belebte die Konkurrenz nicht das Geschäft. Der Galopprennsport ist nämlich eine aussterbende Sportart.

So kam es, wie es kommen musste. Die alte Galopprennbahn im Herzen von Wien ist am Ende, die neue am Rande der Stadt kann sich kaum behaupten. Es ist mir nicht bekannt, wie hoch die Steuersubventionen für dieses Projekt waren, aber: Bald gibt es keine Galopprennbahn mehr.

Damit zurück zu Opel. Die Abgabefrist für ein Übernahmeangebot ist noch keine zwei Wochen vorbei, da melden sich die Chinesen: "Wir sind zur Übernahme bereit." Und auch der Fiat-Chef hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Fristablauf hin oder her. Und deshalb, lieber Herr Bundeswirtschaftsminister, möchte ich heute einen weiteren Kandidaten ins Spiel bringen. Ganz Deutschland hat über das Symbol des Pullover tragenden Fiat-Bosses philosophiert. Mir sagte dieses Bild, dass eine Opel-Übernahme auch ohne Anzug möglich ist.

Hiermit versichere ich Ihnen: Ich trage nicht nur keinen Anzug, ich besitze nicht einmal einen. In meinem Schrank sind nichts als Laufschuhe und kurze Hosen. Wer also könnte besser qualifiziert sein, die neue Opel AG am Laufen zu halten und damit in den Sand zu setzten, als ich. So gut wie Stronach, Marchionne und Finanzinvestoren bin ich schon lange.

Mit Hilfe der 1,5 Milliarden Euro an Staatskrediten muss es doch möglich sein, das Unternehmen zumindest bis nach der Bundestagswahl am Leben zu halten. Sollten Sie einmal genug haben von all den Rettungsschirm- und Krisenrunden, empfehle ich zum Stressabbau einen Dauerlauf. Auf jeden Fall halte ich Ihnen einen Posten im Aufsichtsrat von Opel frei. Ist das zu wenig? Lassen Sie uns reden, selbstverständlich beim Laufen, Herr Minister.

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