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Kolumne GerüchteIn den starken Armen von Riba

Unsere Lebenserwartung steigt. Die Frau ab 50 braucht daher neue schutzgebende Objekte.

W o bekommt die Frau ab 50 Geborgenheit und Schutz her? Und wo, wenn sie 60 ist? Und 70? Dann, wenn die Ehemänner entweder nicht mehr vorhanden sind oder selbst mit massiven gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben und die bezahlten Dienstleister Signale der Überlastung senden? Alte Frauen auf der Suche nach Schutz und Geborgenheit: Das ist die Marktlücke der Zukunft.

"Riba", sagt meine Bekannte Inge, "Riba könnte die Lösung sein. Er muss nur feinmotorisch verbessert werden." Inge ist zu Besuch in Berlin, gemeinsam mit Freundin Suse frühstücken wir im Café Einstein Unter den Linden, dort wo Politiker mit Journalisten über die Zukunft des Landes plaudern. Was gut zu uns passt, denn Inge,70, pensionierte Sozialwissenschaftlerin und Bewohnerin in einer Hausgemeinschaft, ist gleichfalls sehr interessiert an der Zukunft. Inge hat sich intensiv mit diversen Themen rund um das "Neue Altern" auseinandergesetzt, denn da gibt es Innovationen.

"Riba brennt nicht aus, ist nicht genervt", fährt Inge fort, "er hat einen geregelten Energiehaushalt." "Ich fand das Video über Riba auch beeindruckend", meint Suse, "diese starken und doch weichen Arme, auf denen er die Frau durch das Zimmer trug und dann behutsam auf das Bett legte, das hatte etwas Zärtliches." "Fast wie Brad Pritt in ,Babel', als er Cate Blanchett durch die Gegend schleppte", werfe ich ein.

Bild: taz
BARBARA DRIBBUSCH

ist Redakteurin für Arbeit und Soziales im Inlandsressort der taz.

Brad Pitt hatte im Interview allerdings erklärt, wie anstrengend es gewesen sei, Filmpartnerin Cate Blanchett x-mal durch die Gegend zu tragen, bis die Szenen saßen. Dabei ist der Mann doch gut trainiert.

Ein Wesen, das stark genug ist, mich scheinbar mühelos auf Händen durch die Gegend zu tragen - das hat für mich etwas Romantisches. Und das Romantische umfängt liebevoll das Praktische, wenn das Wesen auch noch auf Knopfdruck bereitsteht.

"Riba könnte dich nicht nur herumtragen, sondern sogar noch ein paar nette Worte für dich übrig haben", führt Inge aus. "Die netten Worte könnte man sich sogar vorher selbst ausdenken und einprogrammieren", meint Suse. "Aber vielleicht sollte man an der Physiognomie von Riba noch arbeiten. Die könnte man menschlicher machen." "Ganz falsch", Inge wird scharf, "ich will ja gerade nichts Menschliches. Niemanden, der mir zu verstehen gibt, wie viel Mühe ich ihm mache. Vielleicht noch wie eine mies bezahlte ausgebrannte Pflegekraft, die ihre Aggressionen kaum verbergen kann. Nein danke, ich will nichts Menschliches. Ich will jemanden, der stark ist und behutsam und funktioniert."

Wir können uns leider nicht weiter austauschen. Inge muss los zu einem Termin. Sie sammelt Material zum Thema Hilfsroboter für Altenheime. Der erfolgreichste ist "Paro", hat sie uns erzählt. Das Modell "Paro" ist ein kuscheliges Robbenbaby, das mit den Augen blinkert und Demente mit seinem Fiepen zum Streicheln auffordert. Wird schon erfolgreich in Pflegeheimen eingesetzt. "Paro" ist nicht so mein Ding. Aber Riba wäre schon in Ordnung, so zum Transport zwischen Schlafzimmer und Bad, wenn das später mal schwierig werden sollte. Riba, erfunden in Japan, ist der größte und kräftigste der Roboter. Noch sind seine Bewegungen zu unflexibel für den alltäglichen Einsatz. Aber das verbessert sich bestimmt.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).

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