Kolumne Berliner Galerien: Die Sorge um das Objekt
Am 9. September eröffnet die KGB-Kunstwoche, unter anderem mit Susanne Kriemanns Ausstellung „ich bin, varim, je suis Abendrot“.
Nach ihrer „Choregraphy for Crane“ bei der Berlin Biennale diskutierten die Künstlerin Lindsay Lawson und die Kranführerin Erika Eiffel (die schon alles war: Japanische Schwertkämpferin, olympische Bogenschützin) letztes Wochenende im KW über „Objectum Sexuality“, also jener Liebe für Objekte, die ihnen in der Tradition des Animismus eine eigene Präsenz als fühlende Wesen zuerkennt und insbesondere in Objekten, die geometrische Winkel enthalten, Energiefelder wahrnimmt.
Wie Energie überhaupt entsteht und auch mit dem eigenen Körper erzeugt werden kann, erprobt Zara Morris am Samstag mit Jugendlichen im Workshop „Experimente mit Licht“ in der Galerie am Körnerpark.
Der Workshop begleitet Susanne Kriemanns Ausstellung „ich bin, varim, je suis Abendrot“, die am Freitag im Rahmen der KGB-Kunstwoche eröffnet. Die Fotografin arbeitet hier mit dem für ihr Medium so entscheidenden Faktor Licht: Um die von ihr zusammengetragenen Objekte „zwischen Urzeit und Zukunft“, inklusive Mammutknochen, zu beleuchten, bedient das Publikum eine Kurbel.
Galerie am Körnerpark,Eröffnung: 9. 9., 18 Uhr; Workshop: 10. 9., 17.–21. Uhr, Schierker Str. 8
Die Kunstwoche der kommunalen Galerien findet dieses Jahr wieder mit vier Tagen Vorsprung zur Berlin Art Week statt, inklusive Artist Walks und den berühmten Berliner Kaffeefahrten der Kunst, den KGB-Bustouren (9. – 18. 9., Anmeldung zu den Bustouren bis 9. 9.: mail@kgberlin.de).
Eine der Haltestellen ist „Collective“, die Ausstellung zum Kunstpreis 2016 des Haus am Kleistpark. Stephanie Hannas sprechender Einkaufstrolley gibt Ratschläge, die Malerei „Tick, Trick und Track“ des Preisträgers Marc von der Hocht abstrahiert auf 2 x 5 Metern Asphaltstraßen und Autos und ist selbst aus Lack gesprüht. Comichaft auch Aaron Rahes „Pflasterjunge“, der wie ein großäugiger Ringkämpfer mit Heftpflastern und anderen Bildelementen zusammengehalten wird.
Sehr sorgsam erarbeitet ist Esther Ernsts „Rest um Rest, gepresst, seit 2003“, eine Sammlung persönlicher Objektreste des Alltags. Jedes Konglomerat – sei es eine verrostete Teppichmesser-Klinge, Faserrisse in einem Uhrband oder die Lochstellen eines Ringblocks – ist katalogisiert, in Bleistift am unteren Bildrand skizziert und liebevoll hinter Glas aufbereitet.
Haus am Kleistpark,Bis 2. 10., Di.–So. 11–18 Uhr, Grunewaldstr. 6/7
Den Abschluss der KGB-Kunstwoche bildet Ende nächster Woche die hyperakustische „Nacht der Künstler*innenbands“, bei der planningtorock als „One-Woman-Multi-Media-Projekt“ zugegen ist. Mensch und Medium sind eben eins. Erika Eiffel wüsste über diese redundante Erkenntnis sicher zu lächeln (Programm: www.kgberlin.net).
Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg immer Donnerstags in der Printausgabe der taz
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