piwik no script img

Kolumne Am GerätDer Speer

Sie war mal eine gute Siebenkämpferin. Davon wusste der Chef aber nichts. Sie aber wusste, das er Kampfrichter bei Leichtathletikveranstaltungen war.

War sie wirklich übergetreten? Bild: dapd

S chwester Britta ging noch einmal zum Spiegel. Da war sie wieder, diese Röte. Als sie an ihn dachte, daran, dass er gleich seine große Hand auf ihren Rücken legen würde, schoss ihr das Blut ins Gesicht.

In zehn Minuten würde Dr. Bruhns, den sie so gerne Dietrich nennen würde, seine Kaffeepause beendet haben, würde zu ihrem Platz am Empfang kommen, eine Hand auf ihren Rücken legen und fragen: „Na, was steht denn heute noch an?“ Für Dr. Bruhns mochte es nur ein Ritual sein, für Schwester Britta war es mehr. Wenn er sie berührte, genoss sie diesen Moment der Intimität.

Schwester Britta wusste alles über ihren Chef. Auch dass er im Sommer unterwegs war, um bei Leichtathletikveranstaltungen als Kampfrichter gesellschaftliches Engagement zu zeigen. Der blaue Blazer, den er dabei meist anhatte, stand ihm beinahe ebenso gut wie der Kittel.

Bild: taz
Andreas Rüttenauer

ist taz-Sportredakteur. Er berichtet während der Olympischen Spiele aus London.

Er aber wusste nichts über sie. Auch davon, dass sie einmal eine gute Siebenkämpferin war, die bei deutschen Meisterschaften zwei Mal unter die ersten Zehn gekommen ist, hatte er keine Ahnung. Seit ein paar Wochen trainierte sie wieder. Schwester Britta hatte sich vorgenommen, Dr. Bruhns bei den deutschen Meisterschaften in der Altersklasse W40 zu beeindrucken.

Und tatsächlich warf sie den Speer weiter, als sie es sich selbst zugetraut hätte – fast 30 Meter. Danach stand er vor ihr, legte seine Hände auf ihre Schultern und blickte sie mit seinen meerblauen Augen an. „Schwester Britta“, sagte er. „Ja“, hauchte sie und schloss die Augen. „Übergetreten, der Wurf ist ungültig“, sagte er. Und wieder hauchte sie: „Ja?“

Am Abend, wieder einmal allein in ihrem Bett, dachte Schwester Britta noch lange über diesen Tag nach. Sie wusste, dass sie sich in Dr. Bruhns nicht getäuscht hatte. Einen aufrichtigeren Menschen hatte sie nie kennengelernt. Er wollte seine Mitarbeiterin nicht bevorteilen.

Morgen würde er seine Hand wieder auf ihren Rücken legen. Sie spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Sie konnte nicht einschlafen. Warum hatte er sich so lange mit der späteren Siegerin unterhalten? Warum ist sie dann in sein Auto gestiegen? War sie wirklich übergetreten?

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • G
    GrossMaul

    Sehr suesse Studie der verborgenen Gefuehle. Like!

  • TO
    the O

    @Bürger Lars:

    Das Sommerloch will halt gestopft sein (schmutzige Gedanken bei dieser Aussage sind nicht beabsichtigt).

    Zumal es im Journalismus m. E. nach üblich ist nach Zeilen bezahlt zu werden.

     

    Der Sinn des Artikels erschließt sich mir allerdings auch nicht. Fact or Fiction?

  • BL
    Bürger Lars

    Muss man diesen Text verstehn? Softporno oder Groschenheftniveau. Sex sells?

     

    Aber doch nicht als Kolumne auf der Sportseite.