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Kolumne Älter werdenIm Tempel des Vergessens

Sollte die Partei des postpubertären württembergischen Atom-Speckgesichts Mappus nicht mit erdrutschartigen Verlusten abgestraft werden, ist dem Ländle nicht mehr zu helfen.

L iebe Altersgenossinnen und -genossen der Generation 50 plus (undogmatisch) links. Haben Sie nach der Verkündigung des temporären Ausstiegs vom Ausstieg aus dem Ausstieg aus der friedlichen Produktion von Atomenergie in zunächst sieben Altmeilern durch die bis dato atomfreundliche Regierungschefin Merkel (CDU) vor genau einer Woche ihren eher atomkritischen - und deshalb zuvor mehrfach abgekanzlerten - Umweltminister Röttgen (CDU) im TV gesehen? Wie der mit blutigen Lippen und dennoch breit grinsend am Pulk der Fotografen und Kameraleute vorbeidefilierte? Ein Bild für die Götter.

Die Lippen ganz verbissen hatte sich Röttgen zuvor auf der Pressekonferenz seiner Chefin mit den Ministerpräsidenten der Länder mit maroden Atomkraftwerken, um nicht plötzlich laut loszulachen - etwa bei den akut atomfeindlichen Einlassungen seines mopsigen Parteifreundes Mappus (MP Ba-Wü), der noch bis zum Bersten der todsicheren Atomreaktoren in Japan jeden aus der Union ausschließen wollte, der zuvor nur ein kritisches Wort gegen die von (fast) allen Christ- und Freidemokraten geforderte und dann auch im Bundestag beschlossene (Bund) Laufzeitverlängerung für die atomaren Schrottreaktoren hatte verlautbaren lassen.

Sollte die Partei des postpubertären württembergischen Speckgesichts von den Wählerinnen und Wählern bei der Landtagswahl nicht mit erdrutschartigen Verlusten abgestraft werden, ist dem Ländle und dem ganzen Land wohl nicht mehr zu helfen. Schwarzmalerei? Vielleicht. Doch schließlich kämpften wir von My Generation, die wir den ganzen Atom-Widerstand erfunden haben, jahrzehntelang mit sicher auch ausgezeichneten Argumenten ganz vergeblich gegen die Atomstromer in Politik und Wirtschaft an. Selbst noch das im Konsens mit der Atomindustrie - eine Lachnummer - konzipierte Ausstiegsgesetz (Rot-Grün) stand von Anfang an auf tönernen (politischen) Füßen, die dann von Merkel und Co. ja auch umgehend zerdeppert wurden.

privat (1971)
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT ist Korrespondent der taz für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland.

Und jetzt die späte Genugtuung darüber, dass nun auch Christ- und Freidemokraten plötzlich unsere Thesen übernommen haben? Darüber freuen jedenfalls können wir uns angesichts der schockierenden Bilder vom Schauplatz der realen atomaren Katastrophe sicher nicht. Und auch wenn beinharte Atomenergiefetischisten aus den Reihen der Union jetzt greinen, etwas von Zeitenwende (Julia Klöckner/CDU RLP) faseln und plötzlich die Abschaltung strahlender Altmeiler propagieren: abwarten und Tee trinken. Der Zweifel an allem und die Phantasie (Friedrich Hecker) gehören schließlich zu unseren Grundtugenden beim Älterwerden. Die Halbwertszeiten von Politikeraussagen liegen weiter konstant unter denen aller radioaktiven Isotope. Und die Reise in den Tempel des Vergessens (H.-J. Noss, MdL-SPD RLP) dauert im (un-)günstigsten Fall nur ein paar Tage und ist vielleicht schon für die zweite Woche nach den Landtagswahlen terminiert.

Epilog: Diese Kolumne wurde Ihnen präsentiert von der Atommeilerabwrackfirma REW Power AG, der Atommeilerabwrackfirma Ihres Vertrauens.

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3 Kommentare

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  • S
    Stephanie

    " Der Zweifel an allem und die Phantasie (Friedrich Hecker) gehören schließlich zu unseren Grundtugenden beim Älterwerden."

     

    Nur nicht zu viel Selbstlob, nur weil man älter wird, dagegen hab ich was.

    Bei mindestens genau so viel Menschen jedes Alters blühen auch Starrsinn und Engstirnigkeit. Diese gehen nicht zwangsläufig mit dem Älterwerden einher aber "der Zweifel an allem und die Phantasie" mindestens genau so wenig.

  • DP
    Daniel Preissler

    Richtig, Vic! Wobei das die Städter nicht verdient haben (S, KA, MA, FR, TÜ). Komm, wird schon schief gehen! Bekannte dran erinnern: Wählen gehen (mach ich heuet)!!

    Grüße, Daniel (FR)

  • V
    vic

    Da sagen Sie was, Herr Klingelschmitt. Wenn das schiefgeht, dann ist dieses Bundesland - mit mir drin- nicht mehr zu retten.

    Leider muss man hier mit allem rechnen.