Kolonialisten vor Gericht

AFRIKA-KONFERENZ Ein zweitägiges Tribunal untersucht rassistische Diskriminierung Afrikas

Ab dem heutigen Donnerstag tagt in Berlin ein öffentliches Tribunal, das über die Folgen der Aufteilung Afrikas unter den europäischen Kolonialmächten im 19. Jahrhundert urteilen soll. Für zwei Tage wird eine Jury in Zusammenarbeit mit einem Ankläger und Experten über die „Berliner Afrika-Konferenz“ 1884/85 und ihre Folgen bis heute zu Gericht sitzen. Auf Einladung des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck hatten bei der Konferenz vor 125 Jahren 14 Nationen, darunter Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA, Afrika unter sich aufgeteilt.

Die Veranstalter – der Afrika-Rat Berlin-Brandenburg und der Global Afrikan Congress – haben die Form des Tribunals gewählt, um symbolisch auf die europäische Verantwortung für die rassistische Diskriminierung der Afrikaner hinzuweisen. Dazu haben sie Vertreter verschiedener panafrikanischer Organisationen wie den Koordinator des Weltrats der Panafrikanischen Diaspora, Kapet de Bana, eingeladen. Neben Experten und Zeugen nimmt auch Malaak Shabazz, die Tochter von Malcom X, teil. „Ein Zusammenhang zwischen dem historischen Kolonialismus und dem heutigen Rassismus muss endlich erkannt werden“, sagt Koordinator Yonas Endrias.

Entschuldigung gefordert

Als Konsequenz des Tribunals erwarten die Veranstalter von der Bundesregierung eine Anerkennung des begangenen Unrechts, eine Entschuldigung gegenüber Betroffenen und die Aufbereitung des Themas im Schulunterricht. ZOÉ SONA

■ Das öffentliche Tribunal in der Neuköllner Werkstatt der Kulturen läuft heute und am Freitag von 9 bis 18 Uhr. Am Samstag soll um 10 Uhr ein Urteil gefällt und verkündet werden.