Knastausbruch in Tadschikistan: Gefangene spurlos entkommen
25 Männern gelingt aus einem Knast in der Hauptstadt Duschanbe die Flucht. Laut Regierung handelt es sich dabei um Terroristen. Doch dieser Vorwurf trifft nicht auf alle zu.
ALMATY taz | Wilder Westen in Tadschikistan: Ein spektakulärer Gefängnisausbruch hält das zentralasiatische Land an der afghanischen Grenze seit Montag in Atem. Von den 25 Ausbrechern fehlt trotz landesweiter Fahndung jede Spur.
In der Nacht zum 23. August überwältigten die wegen Terrorismus zu langjährigen Haftstrafen verurteilten Gefangenen in dem im Zentrum der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe gelegenen Gefängnis Wachmänner, erbeuteten Waffen und schossen sich den Weg frei. Dabei starben sechs Wachleute. Es gilt als sicher, dass die Inhaftierten Hilfe von außen bekamen. Die Ausbrecher sollen sich in die unwegsame Gebirgsprovinz östlich der Hauptstadt abgesetzt haben. Von dort führen Schmuggelpfade nach Afghanistan und in das dichtbevölkerte Ferganatal.
Laut tadschikischem Innenministerium sind die Flüchtigen Terroristen der Islamischen Bewegung Usbekistans (IBU), die unter anderem aus Afghanistan, dem russischen Kaukasus und Usbekistan stammen. Die IBU wurde in den 90er Jahren von Islamisten gegründet, die vor der staatlichen Repression aus dem usbekischen Teil des Ferganatals flüchteten. Sie wirbt immer häufiger Kämpfer in Deutschland an, ist heute vor allem im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aktiv und kooperiert eng mit den Taliban.
Zu den Geflüchteten zählen auch zwei Söhne des ehemaligen tadschikischen Katastrophenschutzministers Mirso Siejew sowie der Bruder des ehemaligen Chefs der Präsidentengarde und langjährigen Verbündeten des tadschikischen Präsidenten Gaffor Mirsojew. Sie alle haben keinen islamistischen Hintergrund. Zwar führte der Katastrophenschutzminister bis zum Friedensschluss im tadschikischen Bürgerkrieg 1997 noch die Oppositionstruppen an und hatte damals enge Kontakte zu den späteren Führern der IBU. Doch seine Söhne genossen bis zu ihrer Verhaftung die Privilegien von tadschikischen Ministerkindern und hatten nach Aussagen von Beobachtern keine islamistischen Neigungen. Sie seien aus Gründen der Sippenhaft inhaftiert wurden.
Der flüchtige Bruder des inhaftierten ehemaligen Chefs der Präsidentengarde hat noch nicht einmal einen familiären islamistischen Hintergrund. Von Anfang des Bürgerkrieges an war Gaffor Mirsojew ein erklärter Gegner der islamischen Opposition und im tadschikischen Bürgerkrieg einer der treusten Feldkommandanten des tadschikischen Präsidenten gegen die tadschikische Opposition.
Der tadschikische Präsident Emomali Rachmon verfügte für die Fahndung nach den Flüchtigen den Einsatz gepanzerter Fahrzeuge. "Die Tatsache, dass unter den Flüchtenden Afghanen und Russen waren, weist auf den internationalen Charakter des Verbrechens hin", warnte in Duschanbe der tadschikische Vize-Geheimdienstchef Kosim Gaffarow und kündigte die Zusammenarbeit mit russischen und afghanischen Diensten an. Russlands Staatspräsident Dmitri Medwedjew sagte Hilfe bei der Suche nach den Ausbrechern zu, da sich unter ihnen auch fünf als Terroristen verurteilte russische Staatsbürger befinden.
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