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Archiv-Artikel

Klimaprofiteur Schneemacher Skifahren im Gruppenkühlfach

Das Klima wird wärmer, die Schneedecke in vielen deutschen Skigebieten dünner. Oder sie ist ganz verschwunden, wenn Urlauber sich die Hänge hinabstürzen wollen. Eine Marktlücke, mutmaßte Marc Giradelli, mehrfacher Ski-Weltmeister und Olympiasieger, und investierte in eine Skihalle.

So ist im Alpincenter Bottrop seit fünf Jahren Wintersport ohne das Naturerlebnis möglich. Im Industrieviertel der Stadt im Herzen des Ruhrgebiets gibt es die mit 640 Metern längste überdachte Skipiste der Welt. Hallen-Skifahrer werden aufs Fließband dirigiert, welches im steilen Winkel nach oben in einem neonbeleuchtetem Schacht entschwindet. Bis zu 5.000 Gäste fahren täglich auf der 30 Meter breiten Piste. Temperatur: konstant minus fünf Grad.

Doch das Projekt hatte erhebliche Anlaufschwierigkeiten. Sinkende Besucherzahlen sorgten für eine Krise, im Juni 2004 übernahm ein niederländischer Investor die Halle. Seitdem wurden 5 Millionen Euro in Schuldentilgung und Umbau investiert. In diesem Jahr wurde wieder eine „schwarze Null“ erreicht. Eine ähnliche Halle gibt es auch in Neuss, in Berlin wollen private Investoren 2007 nachziehen. Das Projekt in der Hauptstadt soll rund 50 Millionen Euro kosten.

Doch es braucht nicht gleich eine ganze Halle, um den Wintersport vom Wetter unabhängig zu machen. Mit Hilfe von Schneekanonen verschaffen sich Berggebiete einen Wettbewerbsvorteil im Ringen um Gäste. Allein in den Alpen stehen mindestens 300 Schneekanonen. Je nach Rezeptur kann der erzeugte Schnee selbst bei sommerlichen Temperaturen von bis zu 35 Grad liegen bleiben. Doch die künstliche Pracht hat ihren Preis. Für einen Kubikmeter braucht man 300 Liter Wasser, chemische Zusätze wie Ammoniumsulfat und etwa sieben Kilowattstunden Energie, um Druckluft zu erzeugen.

ANNETTE LEYSSNER