Klimakonferenz der Wirtschaft: Politiker holen Rat bei "Brandstiftern"
Die Energiekonzerne wollen internationales Klimaabkommen zu ihren Gunsten beeinflussen. Klimaaktivisten rufen zum Protest gegen Klimakonferenz in Kopenhagen auf.
STOCKHOLM taz | Welche Ratschläge können Energiekonzerne wie Vattenfall und Dong, Shell oder BP der Politik für den künftigen Klimakurs geben? Keine wirklich geeigneten, meinen KlimaaktivistInnen. Deshalb haben sie zu Protesten gegen eine internationale Klimakonferenz in Kopenhagen aufgerufen, die sich mit Teilnehmern wie dem Friedensnobelpreisträger Al Gore, dem UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und dem Vorsitzenden des UN-Klimapanels, Rajendra Pachauri, schmücken kann.
1.000 führende Vertreter der Wirtschaft treffen sich von Sonntag bis Dienstag auf Initiative der Regierung in Kopenhagen, formal aber auf Einladung des dänischen Thinktanks "Mandag Morgen" zum World Business Summit on Climate Change. Am Ende der Konferenz soll eine gemeinsame Erklärung stehen, um der Politik einen Input für den UN-Klimagipfel im Dezember zu liefern und damit auf die internationalen Verhandlungen für ein neues Klimaabkommen Einfluss zu nehmen. Die dänische Klima- und Energieministerin Connie Hedegaard erklärte bereits vor dem Treffen, man werde besonders auf diese Ratschläge hören.
"Es ist doch merkwürdig, dass man nun die Brandstifter um Rat fragt, wie man den Brand löschen soll", sagt Mads Kissow von "Not Your Business", einem Netzwerk von KlimaaktivistInnen: "Was haben uns denn Konzerne wie Dong und Vattenfall zu sagen, die in Deutschland und Schottland neue Kohlekraftwerke bauen?" Die AktivistInnen haben neben einer Demonstration auch "Aktionen zivilen Ungehorsams", zeitgleich mit dem Konferenzbeginn, angekündigt. Kissow: "Wir finden es nicht legitim, wenn die, die wir Klimakriminelle nennen, sich treffen und weiter unsere Zukunft verzocken wollen. Es ist wichtig, zu zeigen, dass es Alternativen zu ihren ,Lösungen' gibt." Die Klimafrage könne nur mit einer radikalen Änderung des Produktions- und Konsumverhaltens, nicht mit minimalen grünen Verbesserungen gelöst werden.
Um eine Brücke zwischen den Kontrahenten zu bauen, hatte Konferenzveranstalter Mandag Morgen VertreterInnen vom "Not Your Business"-Netzwerk und RepräsentantInnen von Energieunternehmen vorab an einen Tisch gebracht. "Ihr protestiert gegen die Falschen", argumentierte Per Meilstrup von Mandag Morgen auf diesem Treffen: "Wenn wir das Klimaproblem lösen wollen, brauchen wir eine Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft." Der Vermittlungsversuch endete erfolglos.
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