Kleber-Werbung für den Spiegel: Ein Hoch auf die Ironie
Claus Klebers Werbung für "Spiegel Wissen" ist lustig. Vor allem, weil er nie sein Einverständnis für die Kampagne gegeben hat.
BERLIN taz Der Spiegel ist nicht gerade für seinen überbordenden Humor bekannt. Nun versteht sich das deutsche Vorzeige-Nachrichtenmagazin ja auch nicht als Konkurrenzorgan zu Titanic oder Eulenspiegel. Trotzdem, oder gerade deshalb steht ihm die eigene Pseudo-Ernsthaftigkeit häufig im Weg.
Ein paar findige Werber haben das wohl auch bemerkt und tatsächlich eine, Achtung, lustige Anzeigenkampagne für die Verlagsschwester Spiegel Wissen erdacht. Insofern lohnt der Blick in die dieswöchige Ausgabe: Denn mitten im Heft grinst dem Leser ganzseitig ein verschmitzt dreinblickender Claus Kleber entgegen, an der Seite das Zitat: "Spiegel Wissen? Dieses Angebot vom Spiegel nehme ich gerne an". Ein Hoch auf die Ironie! Hatte der Leiter und Anchorman des ZDF-Nachrichtenmagazins "heute journal" doch Anfang des Jahres ein lukratives Angebot des Spiegel abgelehnt - er hätte die Nachfolge von Stefan Aust als Chefredakteur antreten können.
Und dann das: Claus Kleber hat nie sein Einverständnis für diese Kampagne gegeben, die unter anderem auch Günter Wallraff oder Günther Jauch im ähnlichen Stile präsentiert. Die Anfrage sei zwar bei ihm eingegangen - und er "hätte auch eine Ausnahme gemacht" von dem beim ZDF geltenden Werbeverbot für Journalisten, weil ihm das Motiv "gut gefällt". Dazu hätte er aber das OK seines Chefredakteurs Nikolaus Brender benötigt - und das hat er nie bekommen.
Alles ein Versehen also? Hatte man die niemals konkret ausgesprochene Absage Klebers einfach ignoriert oder sie als stillschweigendes Einverständnis missdeutet? Wohl kaum. In einem derart professionellen Rahmen wäre das ein zu lapidarer Fehler. So ist also davon auszugehen, dass der Spiegel es hat darauf ankommen lassen - und mit dieser Strategie auch noch ziemlich gut fährt. Kleber lobhudelt über die Anzeige: "Ich finde es großartig, dass die Kollegen so viel Humor aufbringen." Und auch seitens der Chefetage des ZDF gab es keinen großen Aufruhr.
Und so können alle zufrieden sein: Kleber, der "selbstverständlich niemals ein Honorar genommen hätte". Das Hilfswerk für Reporter in Krisengebieten, dem vom Spiegel als Entschuldigung für das "Versehen" eine großzügige Spende gemacht wurde - das Kleber-Honorar hat man sich ja schließlich gespart. Der Spiegel, weil er seinem verstaubten Antlitz durch einen humorigen Geistesblitz etwas Farbe verliehen hat - und letztlich auch der Leser des Magazins. Hat er doch so selten was zum Schmunzeln.
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