: Klassen sind voll genug
Ankündigung größerer Klassen von Elternkammer, GEW und Opposition durchweg abgelehnt. GAL fragt beim Plan nach, gute Schüler heimzuschicken
Die Ankündigung von Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (parteilos), in Hamburg die Klassen zu vergrößern, stößt auf heftige Ablehnung. „Die Klassen sind voll genug“, erklärt der Vorsitzende der Elternkammer, Holger Gisch. Statt solche „Schnellschüsse“ abzugeben, sollte die Senatorin erst einmal eine „vernünftige Analyse machen“, wo Ressourcen vergeudet werden.
Wie berichtet, hatte Dinges-Dierig erklärt, „um eine Zunahme der Klassengrößen“ nicht herumzukommen. Dafür wolle sie die „Basisfrequenzen“, die beispielsweise am Gymnasium zwischen 25 in der Beobachtungsstufe und 20,2 in der Oberstufe schwanken, nach oben hin „glattziehen“. Das sei vertretbar, da es keine Korrelation zwischen Klassengröße und -erfolg gebe.
Dies sieht Gisch ganz anders: „Je größer eine Lerngruppe, desto komplizierter das Klassengefüge.“ Wenn dann auch noch im Zuge der Abiturverkürzung Siebtklässler 34 Stunden Unterricht erhalten, sei eine Klasse von 35 Schülern „absolut unverantwortlich“. Eher sollte die Stundentafel ausgedünnt oder das Wiederholen abgeschafft werden.
„Die Argumentation mit scheinbar niedrigen Basisfrequenzen ist unredlich“, kritisiert auch GEW-Sprecherin Ilona Wilhelm. Da die Teilungs- und Förderstunden darin nicht enthalten seien, liege die tatsächliche Klassengröße „vielerorts bei 30 und drüber“. Jedes Kind habe aber das Recht, individuell gefördert zu werden und nicht in der Masse unterzugehen. Zudem würde eine Erhöhung der Kursgrößen in der Oberstufe nur 210 Stellen einsparen, aber 16.414 Schüler treffen.
„Die Größe einer Klasse spielt schon eine Rolle. Da macht es sich die Senatorin zu leicht“, hält auch SPD-Schulpolitikerin Britta Ernst dagegen, die fordert, die Klassengröße in der Grundschule zu senken. „In unserem starren, dreigliedrigen Schulsystem ist die Erhöhung der Schülerzahl die ganz falsche Stellschraube“, warnt auch GAL-Politikerin Christa Goetsch. Insbesondere in Grundschule und Mittelstufe könne es da nur heißen: „Hände weg“. Völlig unverständlich finden GEW und GAL die Senatorinnen-Idee, „gute Schüler auch mal nach Hause“ zu schicken. Goetsch hakt nun in einer kleinen Anfrage nach, ab welchem Notenschnitt dies in Frage käme. KAIJA KUTTER