Kito Nedoschaut sich in Berlins Galerien um:
Abstrahierte menschliche Körper tummeln sich auf einer Leinwand in sandfarbenen grau-braunen Tönen. Der Strich ist rund und fließend, ganz ähnlich wie die Bewegungen, mit denen Schwimmende durch das Wasser gleiten. Das Bild heißt „Schwimmer“ – auf die Leinwand wurde es 1933 von Willi Baumeister (1889–1955) gebracht, der ab 1941 von den Nazis mit einem Mal- und Ausstellungsverbot belegt wurde. Nach 1945 prägte er die westdeutsche Nachkriegsmoderne. Zu sehen sind die Schwimmer derzeit in der Galerie Klaus Gerrit Friese, wo das Werk des Stuttgarter Modernisten unter dem Ausstellungstitel „Auf dem Weg zum Motiv“ einer Reihe von mehr oder weniger jüngeren KünstlerInnen gegenübergestellt wird, darunter Manisha Parekh, Anna Virnich und Andreas Schulze (bis 6.4., Mo.–Sa. 11–18 Uhr, Meierottostr. 1).
Vom Wilmersdorfer Fasanenplatz sind es nur ein paar Schritte bis zur Galerie Michael Haas. Dort leuchten förmlich die späten Bilder von Peter Brüning (1929-1970). Das ist vermutlich ein schöner Zufall, denn Brüning studierte Anfang der Fünfziger vier Semester bei Baumeister an der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste. In den Jahren kurz vor seinem frühen Tod mit nur 41 Jahren zog es den Maler und Installationskünstler vom Informel in Pop-Art-Gefilde. Brüning nahm Verkehrszeichen oder Straßen- und Wetterkarten und baute deren zeichnerisches Arsenal in seine teilweise ins objekthafte driftende Bilder ein. So setzte er dem unzweideutig-funktionellen Charakter jener technischen Zeichen und Markierungen das Prinzip künstlerischer Doppeldeutigkeit entgegen. Das Ergebnis ist eine wunderbar eigenartige, sehr faszinierende Form von Landschaftsmalerei (bis 23. 2., Mo.– Fr. 9–18, Sa. 11–14 Uhr, Niebuhrstr. 5).
Um eine eigentümliche Architektur-Landschaft scheint es sich auf dem großformatigen Bild mit dem Titel „Lucciole“ aus dem Jahr 2016 zu handeln, das die Künstlerin Johanna Tiedtke in den hinteren Raum der kleinen Projektgalerie Éclair in Tiergarten installiert hat. Innen und Außen erscheinen seltsam miteinander verwoben: ein Drahtzaun schiebt sich vor oder hinter eine modernistische Fensterfront, nächtliche Lichter oder die Reflektion eines Kamerablitzlichts tragen nur wenig zur Erhellung dieser nächtlichen Szenerie bei. Umso deutlicher treten kleine Leuchtpunkte hervor: bei dem Bild geht es ja auch um die rar gewordenen Glühwürmchen, die bei den älteren Ausstellungsbesuchern zumindest noch in der Kindheitserinnerung leuchten dürften (bis 3. 3., Voranmeldung erbeten unter info@eclair.cc, Gotzkowskystr. 16).
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