Kirchen-Bilder und kleine Unwahrscheinlichkeiten : Alte Rituale
Hajo Schiff
Mit Sicherheit anders beantwortet als im süddeutschen Devotionalienladen wird die Frage „… und Hamburg, was glaubst Du?“, wenn das Kunsthaus zehn künstlerische Positionen zum Kirchentag zeigt. Aber im Kunstbetrieb und seiner Weltbefragung steckt ohnehin viel von den Ritualen und Bildargumentationen der alten Kirche. Und wenn Alexander Rischer im anderen Raum des Kunsthauses in der Reihe „Extra“ seine 100 Fotos zum Thema „Tiegel“ zeigt: Auch er kommt in seinem kulturhistorischen Ansatz, Behälter für Verschmelzungen zu zeigen, kaum um die wunderbaren Gefäße der Religion herum.
Kunsthaus, Di – So 11 – 18 Uhr. Eröffnung Kirchentagskunst: Mo, 29. 4., 19 Uhr. Bis 19. 5.; A. Rischer bis 2. 6.
Im Wandsbeker „Einstellungsraum“ hängt Charly Wüllner einer ganz anderen Art des Glaubens an: Er glaubt nur an Statistiken, die er selbst gefälscht hat. Der Zeichner raffinierter Paradoxien hat nach klarem Konzept in 21 Normblättern am Grindelhof eine Verkehrszählung durchgeführt und kommt zu dem eher traumhaften Ergebnis, das täglich etwa 37 Autos diese Straße passieren. Das wären ja ganz und gar ländliche Verhältnisse …
Einstellungsraum e. V. – Kunst im Straßenverkehr, Do + Fr 17 – 20 Uhr. Bis 31. 5.
Um solche zu erleben, sei bei gutem Wetter ein S-Bahn-Ausflug an die Unterelbe angeraten: nach Schloss Agathenburg mit seinem Park. Dort ist mit „Fabulanten. Skitzländer. Wunderblöcke“ eine Ausstellung zu sehen, die mit acht Künstlerinnen und Künstlern das Thema Zeichnung weiträumig ausleuchtet: Von einer höchst seltsamen Waldszene im raumfüllenden Maß von 5,5 x 2,8 Metern bis zum Animationsfilm über Schnürsenkel oder von der gigantischen Anstrengung, einen Roman von Jules Verne abzuschreiben und neu zu illustrieren bis zu eher witzigen Kombinationen kleiner Unwahrscheinlichkeiten.
Kulturstiftung Schloss Agathenburg. Di – Fr 14 – 18, Sa / So 11 – 18 Uhr. Bis 2. 6.