Kirche sucht ihre Zukunft : Protestantische Bronze-Engel
Es sollte ein starker Abschied werden. Bis zum Jahre 2030 muss die Kirche damit rechnen, dass sie ein Drittel ihrer Mitglieder und die Hälfte ihrer Finanzkraft verliert: Das war das Problem, mit dem der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche die Gemeindevertreter auf ihrem „Kirchentag“ konfrontierte.
Kommentar von Klaus Wolschner
Ferdinand von Zobeltitz wollte gleich die Antwort mitgeben: „Spiritualität lernen und stärken“. Bei der Art aber, in der er Spiritualität definierte, wollte die Mehrheit der Gemeidevertreter nicht mitgehen. Es gelte, die starke „Sehnsucht nach religiösen Erfahrungen als Chance aufzugreifen“, erklärte er – aber wie? Die Amtshandlungen, Taufe, Konfirmation, Trauung, Beerdigung, seien eine „spirituelle Kernaufgabe“, meinte er, statistisch gesehen „die mit Abstand häufigste missionarische Gelegenheit der Kirche“. Er erwähnte lobend, wie viele „kleine Bronze-Engel“ im „Kapitel 8“, dem Kirchenzentrum am Dom, verkauft worden seien, und dass sogar ein Meditationsband, „dem Rosenkranz ähnlich“, Absatz finde. All das unter der Überschrift „Mut zu spirituellen Experimenten“.
Die Mehrzahl der Gemeinden sah das nicht als ihre Perspektive. Die Frage, wo die Zukunft der schrumpfenden Kirche liegen könnte, bleibt offen.