: Kinderkriegen zum Hype diffamiert
betr.: „Ich bin jetzt auch Mutter“, taz vom 22. 4. 05
Was ist das eigentlich für ein Mutterbild, das Sie uns hier malen wollen? Ist es wirklich nötig, dass jetzt auch noch das Kinderkriegen zu einem Hype diffamiert wird? Und was ist denn das Neue an Ihrer Geschichte?
Grace Kelly, Jackie Kennedy und Queen Elisabeth haben es schon längst vorgemacht. Kinder waren schon immer cool, und manche Mütter blieben trotzdem sexy. Die Sorte Heidi Klum gibt es nicht erst seit Laura, Marie und Alexander. Neu ist auch nicht, dass die Entscheidung für ein Kind aus dem Kopf kommt. Sogar als die Kinder noch die beste Altersvorsorge waren, spielte offensichtlich nicht Kinderliebe die ausschlaggebende Rolle.
Im Jahr 2005 dienstags um 16.30 Uhr trifft man schon mal eine Mutter in einem deutschen Großstadtcafé – wenn die Spielplätze in der Umgebung wieder mal überfüllt sind und es im Café eventuell ruhiger zugeht. Lauras Mutter, die, während sie ihre Tochter zutextet, mit ihrem Chef telefoniert, halte ich allerdings für totalen Humbug. Das ist doch eher die Anfangsszene eines Hollywoodfilms, in dem am Ende die Alleinerziehende einen Alleinerziehenden küsst und Laura verschmitzt ihren neuen Stiefbruder Justin anlächelt?! Konstruiert, realitätsfern, pseudoaktuell und beleidigend für jede Mutter, die auch noch gerne Frau sein möchte, so empfinde ich Ihren Artikel, der durchaus positives Potenzial gehabt hätte.
SUSANNE BECHTOLD, Mutter und Studentin, Berlin
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