Kinderbuch: Auf Reithaien durch die Tiefsee
Herrliches Seemannsgarn mit leichten Beigeschmack von altem Tobak: Eric Linklater hat mit "Tiefseepiraten" einen spannenden Abenteuerroman geschrieben.
Story: Die Brüder Hew und Timothy leben auf der beschaulichen Insel Popinsay und verbringen ihre Tage mit Schwimmen und Angeln. Da tauchen eines Tages der Kanonier Boles und der Oktopus Cully aus dem Meer auf. Sie weihen die Brüder in erstaunliche Geheimnisse ein: die Längen- und Breitengrade sind Taue, die miteinander verknotet sind. Boles und Cully beschützen einen Knoten nahe der Küste von Popinsay. Doch fiese Piraten planen diesen zu kappen, um die Welt aus den Angeln zu heben. Mit dem Auftrag, den Unterwasserboss zu alarmieren, schicken sie Hew und Timothy auf eine gefährliche Reise. Nachdem sie einer Muschel gelauscht und sich mit Wunderöl eingerieben haben, können sie wie Fische unter Wasser leben. Auf Reithaien begeben sie sich in die schrecklich schöne Tiefsee, mitten hinein ins Abenteuer.
Leserausch: Spannend erzählt Linklater vom Kampf der guten Seeleute gegen die grobschlächtigen Tiefseepiraten. Geschickt würzt er seine Geschichte mit fantasievollen Szenarien und grotesken Slapsticks. Seine Figuren sind anschauliche Typen: Der backenbärtige Kanonier Boles, der im Wasser liegend seine Pfeife schmaucht ebenso wie der wortgewandte Bösewicht Inty Leck. Und die Jungs sind noch "richtige Jungs". Das 1949 in England erschienene Kinderbuch ist erstmals auf Deutsch erschienen. Etwas altmodisch das Ganze, aber sehr gut erzählt.
Weltwissen: Linklater hat abgesoffenen Helden vergangener Seeschlachten wie Admiral Nelson oder Francis Drake ein neues Zuhause gegeben. Ihnen stehen wilde Horden namenloser Piratenschiffe entgegen. Mädchen werden dagegen kaum weibliche Vorbilder finden: Auf Popinsay leben eine keifende Haushälterin und das Meer wimmelt von Nixen, die Seemännern Hummerpaste reichen. Die liebe Oktopodendame Miss Dildery darf am Ende den ausgeleierten Heros Cully heiraten - und errötet!
Alter: ab 9
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