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Archiv-Artikel

Kieler Koalitionstreiben Viele Köche, fader Brei

Wie das Leben besteht die Politik aus Kompromissen. Allerdings unterscheiden sich beide in einem wesentlichen Punkt: Im Leben, auf dem Teller, ergeben Äpfel und Birnen lecker Obstsalat – zusammengematschte politische Konzepte dagegen oft nur ungenießbaren Brei.

Kommentarvon ESTHER GEISSLINGER

Um einen solchen anzurichten, hatten sich am Sonntag in Kiel viele Köche von CDU und SPD getroffen. Bis in die Nacht beriet der Koalitionsausschuss wichtige Themen: Da ging es um Schulpolitik, eine Reform der Verwaltungsstrukturen und den Naturschutz. Die gute Nachricht: Der Brei ist fertig, die Köche machen gemeinsam weiter. Nun wird serviert. Erste Reaktionen der Testesser: bestenfalls fade.

Beispiel Verwaltungsstrukturreform: Das 16 Monate lang heiß diskutierte Konzept landet in der Tonne, weitergekocht werden soll nach neuem Rezept, aber aufgetischt wird nicht vor 2010.

Beispiel Schule: Es kommen Gemeinschaftsschulen wie von der SPD gewollt; ebenso Regionalschulen, die die CDU fordert. Die Grünen feiern das als Anfang vom Ende des dreigliedrigen Systems, der SSW sieht eben dieses zementiert, die FDP erkennt keinen Fortschritt – können drei Esser sich nicht mal einigen, ob das Essen süß oder salzig ist, spricht das gegen die Köche. Dafür hat beim Naturschutz die CDU der SPD die Suppe versalzen.

Fünf-Sterne-Küche sieht anders aus. Aber die Koalitionäre werden sich gedacht haben, dass Brei immerhin Mäuler stopft. Zum Weitermachen reicht es – schmecken tut es nicht.

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