Keine Subkultur-Nostalgie

Der Band „Palette revisited“ über Hubert Fichtes Hommage an eine Kneipe wird in Hamburg vorgestellt

Nicht eigentlich schön dürfte sie gewesen sein und ganz und gar nicht gemütlich: die „Palette“. „Zunächst mal einfach eine Kellerkneipe in der ABC-Straße, wenige Schritte vom Gänsemarkt entfernt in der halb zerstörten, aber noch lebendigen Hamburger Neustadt“ wie es im „Enzyklopädischen Stichwort“ denn auch heißt, dem Prolog zu „Palette Revisited“.

Entstanden aus drei verschiedenen Annäherungen ist der Band von Jan-Frederik Bandel, Lasse Ole Hempel und Theo Janssen eine Art Materialsammlung und, in der Tat, eine Wiederbegegnung mit Hubert Fichtes „Palette“ (1986), jenem selbst erst seit kurzem wieder einmal erhältlichen Roman über und für das gleichnamige „Lokal, für das es sich – und sei‘s nur einige Monate lang – lohnte, wieder in Hamburg zu leben“.

Ihre Montage von Interviews mit Palette-Gängern und Palette-Zeitgenossen und die kompetenten Fichte-kundlichen oder kulturgeschichtlichen Einlassungen erinnert – ganz ohne Subkultur-Nostalgie – an die Wichtigkeit des längst verschwundenen Souterrain-Etablissements. Ausführlicheres zu Büchern und Lokal finden Interessierte übrigens im tazmag vom vergangenen Wochenende.

Neben den Autoren ist am heutigen Montagabend Thomas Meinecke mit dabei, Autor, DJ, Musiker und ausgewiesener Kenner späterer subkultureller Szenerien zwischen Hamburg und München. aldi

Jan-Frederik Bandel, Lasse Ole Hempel, Theo Janßen: Palette Revisited. Eine Kneipe und ein Roman, Edition Nautilus 2005, 190 Seiten, 16,90 Euro. Buchpremiere und Lesung mit Thomas Meinecke und den Autoren: heute, 21 Uhr, Buchhandlung Cohen & Dobernigg in der Sternstraße 4