: Keine Kontrolle bei Chemie–Industrie
■ Papier aus Umweltministerium: Bophal–Unfall in BRD möglich
Berlin (taz) - Fachleute aus dem Bonner Umweltministerium kommen in internen Papieren zu der Einschätzung, daß eine Katastrophe wie in Bophal mit über 4.000 Toten auch in der Bundesrepublik möglich ist. Das berichtete das WDR–Fernsehmagazin „Monitor“ aus Köln in seiner gestrigen Ausgabe. Danach findet eine Überwachung und Kontrolle der chemischen Industrie in der Bundesrepublik faktisch nicht statt. In ihrem Eingeständis öffentlicher Ohnmacht beklagen die Beamten des Umweltministeriums „katastrophale Vollzugsdefizite“ sowie „schwere Informations– und Kommunikationsmängel zwischen den Ländern“. Die Autoren der vertraulichen Papiere werfen der chemischen Industrie in der Bundesrepublik vor, daß „sie die sicherheitstechnischen Regeln selbst macht“. Vorstöße zur Erarbeitung eines technischen Regelwerks würden „von der Industrie abgeblockt“. Die Beamten des Umweltministeriums beziehen in ihrem Mängelkatalog ausdrücklich Vergleiche mit dem katastrophalen Chemieunfall im indischen Bophal ein: „Anlagen mit vergleichbarem Gefahrenpotential gibt es zu Hunderten in der Bundesrepublik Deutschland bei ähnlich dichter Besiedlung oft bis direkt an die Werksmauern, zum Beispiel BASF, Ludwigshafen, Hoechst in Frankfurt, Bayer Leverkusen, Wuppertal und Dormagen.“ Abschließend heißt es: „Der nächste große Störfall kommt bestimmt.“
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