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Keine Hektik: Orthodoxe Kirchen sagen erstes Treffen nach 1.200 Jahren ab

Foto: Patriarchenfoto: ap

„Post aus Wittenberg!“, hallte es aufgeregt durch den Vatikan, aber dann war es doch nur eine dieser weinerlichen protestantischen Einladungen zum Dia­log. Papst Franz gähnte. Alle 500 Jahre schrieben ihm die Ketzer, um herumzujammern, und nannten das „Dialog“. Erst Luther und jetzt auch noch dieser windelweiche Schorlemmer. Viel besser machten es die Kollegen aus Ostrom. Bei denen wurde nicht alle naslang herumdialogisiert. Das letzte Mal hatten sich die Orthodoxen vor 1.200 Jahren in Nicäa getroffen, seitdem war Funkstille. Zwar hatten sie 55 Jahre lang ein Konzil vorbereitet, das am nächsten Sonntag auf Kreta beginnen sollte, aber der russische Pa­triarch Kirill hatte in letzter Minute abgesagt. Man wolle nichts überstürzen, hieß es, immerhin lagen die Russen mit den Ukrainern, die Griechen mit den Mazedo­niern und die Antiochier mit allen anderen über Kreuz. Außerdem wollten alle sehr viel lieber Fußball gucken. Franz griff zum Handy und wählte Kirills Nummer. „Bock auf interkonfessionellen Dialog?“, fragte er gehässig, und der Pope lachte sein kollerndes Metropolitenlachen.

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