: Keine Friedensdemo –betr.: „Die Kakerlake will nicht mehr laufen“, taz Hamburg v. 26. April 1999
In der 5. Kriegswoche hätte der Marathonlauf zu einer Friedensdemo werden können. Wurde aber nicht. Obleich die Hälfte der Bevölkerung den Bombenwahnwitz mit Skepsis und die dadurch beschleunigte Ausrottung der Albaner mit Grauen verfolgt, trug nicht die Hälfte der LäuferInnen eine Friedenssaussage auf dem Hemd. Nicht einmal eine Handvoll. Genau drei von über 16.000 wurden gezählt. „Stop the war“ war zu lesen, „Stoppt die Bomben“ und „Friedenslauf“. Sonst kein Wort für den Frieden. Ob sich bis zur Mai-Demo grundlegend etwas ändert?
Was jedoch alle LäuferInnen unangefochten vor sich hertrugen, war die Reklame für den Sponsor Shell. (...) Apropos Geld: Wieso ist die Marathon-Anmeldegebühr für Ausländer 5 DM teurer als für Deutsche? Das Porto, das als Begründung genannt wird, ist in Europa überall gleich. Und von Übersee anzureisen ist eh teuer genug. Will man Ausländer abschrecken? (...)
Und was nochmal die Hansestadt angeht: Wieviel muß der Sponsor bei der nächsten Runde (pardon!) jemandem in die Tasche stecken, damit der Stadtstaat endlich umbenannt wird in „Freie und Shellstadt Hamburg“? Helmuth Kratzert
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