piwik no script img

Archiv-Artikel

Freude & Frust Kein Losglück für Bremen

Pokal: Werder wieder auswärts

Thomas Schaaf freute sich über sein doppeltes Joker-Glück, doch der größte Wunsch der Werder-Verantwortlichen erfüllte sich nicht. Als der Trainer des SV Werder Bremen kurz vor Mitternacht nach dem 4:1-Erfolg im DFB-Pokal beim TSV 1860 München die Halbfinal-Auslosung verfolgte, kam trotz aller Siegesfreude Enttäuschung auf.

Wieder wurde es nichts mit dem heiß ersehnten Heimspiel. Stattdessen müssen die Bremer nach Kaiserslautern und bereits zum neunten Mal hintereinander im Pokal auswärts antreten. „Wir gehen wieder auf Fahrt und werden auch das anpacken“, kommentierte Schaaf die Ziehung trocken, aber zuvor hatte er noch betont, wie sehr er sich den ersten Auftritt im Weserstadion seit drei Jahren wünscht: „Denn wir mussten in den letzten Jahren immer weit fahren.“

Zum Trost gab's ein dickes Lob vom Teamchef. „Die Bremer sind verdient weiter gekommen. Sie waren über die ganze Spielzeit besser und hatten die bessere Spielanlage“, kommentierte Rudi Völler am Mittwoch die ungemütliche Pokalnacht mit Verlängerung im Schneegestöber.

Zumindest diese Fahrt hat sich für Schaaf nach zuletzt vier sieglosen Reisen zu den „Löwen“ gelohnt. „Gott sei Dank haben wir richtig eingewechselt. Unsere Joker haben gestochen. Das freut mich besonders“, resümierte der Coach eine Partie, bei der nach einem 0:1-Rückstand schon alles nach einem unverdienten Ausscheiden ausgesehen hatte, aber Schaaf im Gegensatz zu seinem 1860-Kollegen Peter Pacult ein glückliches Händchen bewies. Ausgerechnet die in der 84. Minute eingewechselten Ivan Klasnic (85./105.) und Angelos Charisteas (93./120.) trafen je zweimal. Mit dem ersten Halbfinal-Einzug seit drei Jahren ist die Bremer Fußball-Welt nach dem missglückten Bundesliga-Start wieder in Ordnung. „Es gibt doch eine gewisse Gerechtigkeit im Fußball“, so Sportdirektor Klaus Allofs.

„Löwen“-Jungstar Benjamin Lauth war ganz anderer Meinung. Er hätte zum großen Helden des Abends werden können. Passend zum Besuch Völlers, der persönlich zur Beobachtung des 21-Jährigen ins trostlos leere Olympiastadion gekommen war, hatte er die Münchner mit einer traumhaften Einzel-Aktion fünf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit in Führung gebracht – obwohl 1860 kaum zu Chancen gekommen war. Umso größer war dann der Frust: „Wir waren einfach zu dumm. Wir hätten nur die fünf Minuten über die Runden bringen müssen.“

Zwar haben die Münchner schon am Samstag im Bundesliga-Spiel in Bremen Gelegenheit zur Revanche (32.500 Karten sind bereits verkauft), doch sie verspielten außer einer kolportierten Prämie von 350.000 Euro eine historische Chance: Seit 36 Jahren waren die „Löwen“ nicht mehr im Pokal-Halbfinale. Doch an der verdienten Niederlage gab es nicht einmal für Peter Pacult einen Zweifel. „Die routiniertere Mannschaft hat gewonnen“, meinte der Trainer, der sich am Ende fragen lassen musste, warum er beim Stand von 1:1 in Uwe Ehlers und Rafael da Silva zwei Defensivspieler einwechselte. Präsident Karl-Heinz Wildmoser mochte fast gar nichts mehr sagen, nur: „Ich bin zutiefst enttäuscht.“ dpa