Kein Kommentar! : Anne Wills Bauchnabel
Seit Montag, 14 Uhr, wird in „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ gestanden
War was? Aber ja! In der „Tagesschau“ um 14 Uhr sagte Moderatorin Susanne Holst zum Schluss: „Hier steht jetzt das Wetter im Mittelpunkt.“ Wahnsinn, oder?!
Später dann, nach einer – im Vergleich dazu – komplett unspektakulären „Tagesschau“ um 16 Uhr, nach der „Tagesschau um fünf“ und der echten „Tagesschau“ um 20 Uhr, sagte die „Tagesthemen“-Moderatorin Anne Will dann, wir befänden uns „in einer merkwürdigen Zwischenzeit“: „Europa“, so Will weiter, „steht Kopf, die Bundesrepublik steht still, und wir? (Will hob die Augenbraue) Wir stehen bei so viel Sitzfleisch im nationalen und internationalen Politikbetrieb weiter (kurze Pause) für die klare Analyse.“ In Wills Gesicht machte sich ein Lächeln breit. Und später, als sie den „Tagesthemen“-Kommentar ansagte, sah man sie hinter ihrem „Tagesstehen“-Tischchen tatsächlich so bis knapp unterhalb des Bauchnabels!
Und weil damit einfach schon alles gesagt ist (über das neue Tischchen, hinter dem Will und ihre Kollegen seit Montag, 14 Uhr, stehen statt sitzen dürfen, deckt man wohl besser einen Mantel des Schweigens – oder einen Quilt), nutzen wir die verbleibenden Zeilen für eine Rückschau darauf, was alles schon gesagt worden ist: Die Bild am Sonntag hatte die Änderung schon im April als „Aufstand bei den ‚Tagesthemen‘“ angekündigt, Frankfurter Rundschau und Hannoversche Allgemeine hatten sich zu der nicht minder witzigen Formulierung hinreißen lassen, die ARD habe Will & Co. nun „den Heiligen Stuhl gewissermaßen unter dem Hintern weggezogen“. Die Welt jauchzte: „Fernsehgeschichte, hier wirst Du geschrieben!“ Und weil wir gerade witzig sind, hier noch ein verworfener Artikelanfang meinerseits. Er lautet: „ ‚Tagesschau‘ und ‚Tagesthemen‘ haben eine ‚weltbewegende Frage‘ (O-Ton Anne Will) anders entschieden als eine gemischte Durchschnitts-WG …“
Ähm, sonst noch was? Ach ja: Die Wettervorhersage hatte von dem Geschiss ums Sitzen oder Stehen offenbar noch nichts mitbekommen. Dort hieß es nämlich: „Die Nachttemperaturen liegen zwischen 9 und 19 Grad.“
CHRISTOPH SCHULTHEIS