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Archiv-Artikel

Kein Einheitsreligionsunterricht

Betr.: „Das Ei im Nest“, taz Bremen vom 10.2.2006

Ich begrüße das Vorhaben Islamkunde in Bremer Schulen einzuführen. Es ist endlich ein Zeichen des Respekts und der Anerkennung an die Muslime und ihre Religion. Wichtig finde ich ebenfalls, dass Schüler die Möglichkeit bekommen sollen, zwischen den Religionsfächern zu wechseln bzw. zu wählen. Einen Einheitsreligionsunterricht dagegen lehne ich völlig ab, weil dabei die Profile der unterschiedlichen Glaubensrichtungen verloren gehen. Schließlich sind Religionen nicht nur ethische Grundkonzepte, sie beherbergen zu dem viel Raum für Spiritualität, die sich mit außerweltlichem befasst. So zumindest im Islam. Ich möchte nicht, dass der Lehrplan eine „Patchwork-Religion“ erfindet und vorgibt, die Kinder müssen nicht selbst entscheiden. Dagegen finde ich es sinnvoll, wenn es zusätzlich zum Religionsunterricht auch Philosophie und Ethik gibt, in dem bestimmte Grundsäulen der Demokratie, wie die Menschenrechte thematisiert werden. Hannah Arendt ist eine wichtige Autorin, die dabei nicht außer Acht gelassen werden darf. Wichtig ist ebenso der Teil der feministischen Theoriebildung in der Philosophie. Diesem muss ebenso viel Raum gewidmet werden, um der Deutung vieler religiöser wie auch philosophischer Texte eine neue Dimension zu geben. Doch dieses nur am Rande. Wenn die Schule gewährleisten will, dass aus Kindern und Jugendlichen mit Hilfe von nachhaltiger Erziehung selbstbewusste, unabhängige Erwachsene werden, muss auch die Wahl des Glaubens thematisiert, aber nicht vorgegeben werden. Jeder sollte für sich selbst entscheiden, was das Wichtige am Glauben und der Religion ist. Jeder sollte seinen eigenen Glauben haben dürfen.

Sakine Subasi, Erziehungswissenschaftlerin, Bremen